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Homosexuellenverfolgung in Hamburg 1919-1969

7. Dezember 2009 – 15. März 2010

Die Ausstellung thematisiert die Verfolgung von homosexuellen Frauen und Männern aus Hamburg in der Weimarer Republik, unter dem Nationalsozialismus und in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik – ein ebenso umfassender wie vielseitiger Blick in die Lebenssituation von Schwulen, Lesben uns Transsexuellen in einer von Unterdrückung geprägten Zeit.

Die Urheber der Ausstellung und zugleich Autoren des gleichnamigen Buches – Bernhard Rosenkranz, Ulf Bollmann sowie Co-Autor Gottfried Lorenz – haben die Resultate ihrer umfangreichen Recherchen in Hamburger Archiven auf 48 großformatigen Schautafeln ansprechend visualisiert.

Anhand von vielen, bisher unveröffentlichten Originalquellen wie Strafjustizakten, Aufzeichnungen Hamburger Behörden und Zeitzeugeninterviews ist es den Ausstellungsmachern gelungen, ihre Forschungsergebnisse zu einem informativen Gesamtbild über die Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg zusammenzufügen.

Obwohl geographisch begrenzt auf den Hamburger Raum, stehen die hier gezeigten Sachverhalte und Schicksale durchweg repräsentativ für die Verfolgungssituation in anderen deutschen Städten. Die Themen reichen dabei von der Denunziation Homosexueller aus der Bevölkerung, der so genannten „freiwilligen Entmannung“ über die Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz (dem Entzug der ärztlichen Approbation, der Aberkennung von akademischen Titeln) bis hin zur Verschleppung und Ermordung im KZ. Die Ausstellung zeichnet viele individuelle Lebenswege nach und macht so die allgegenwärtige Unterdrückungs- und Bedrohungssituation unmittelbar anschaulich.

Als Beispiel für die Verfolgung bis 1945 sei das Schicksal des ehemaligen Direktors des Barmbeker Krankenhauses, Prof. Dr. Andreas Knack, genannt, einem Mitbegründer der Homosexuellenbewegung der Weimarer Zeit. Nachdem er 1933 seines Amtes enthoben wurde, ließ er sich als praktischer Arzt in Hamburg-Eimsbüttel nieder. 1934 entzog man ihm die Approbation. Das Ende des NS-Regimes erlebte er in der Emigration in Mukden/China. Unrühmliche Aspekte der Unterdrückung homosexueller Männer in der Nachkriegszeit sind die „Rosa Listen“ sowie das „Tanzverbot“ und das „Toilettenverbot“. Während kastrierte homosexuelle Männer und KZ-Überlebende keine Entschädigung erhielten, konnten die Täter ihre Karrieren fortsetzen. Staatsanwalt Nicolaus Siemssen, in der NS-Zeit in Hamburg einer der Hauptankläger gegen Homosexuelle, wurde zum Oberstaatsanwalt befördert und war als Chefankläger in Entnazifizierungsverfahren beim Spruchgericht in Bergedorf tätig. Ausführlich thematisiert wird auch die Lebenssituation lesbischer Frauen. Obwohl es keinen Strafparagrafen für lesbische Handlungen gab, gerieten auch sie ins Visier der NS-Politik. Als „moralisch schwachsinnig“ abgestempelt, hatten sie keine Chance auf gesellschaftliche Anerkennung und ein bürgerliches Leben. In der Adenauer-Ära blieben lesbische Frauen weiterhin unsichtbar, waren offiziell nicht vorhanden und erlebten so eine diskriminierende Ignoranz.

Sowohl das Buch wie auch die Ausstellung basieren auf den Ergebnissen der Arbeit der Initiative Gemeinsam gegen das Vergessen – Stolpersteine für homosexuelle NS-Opfer.

Kuratoren: Bernhard Rosenkranz, Ulf Bollmann

Co-Autor: Gottfried Lorenz