Bei Durchsicht unserer Schwulenkartei stellten wir mit Erstaunen fest, dass wir schon 751 Namen gesammelt haben. Was lag da näher, als uns an die Berliner Jubelfeier anzuhängen?
Die Quellen über schwule Berliner reichen zwar nicht bis in das Jahr 1237, auch sind wir nicht urkundlich erwähnt, dafür aber schon früh geschichtsnotorisch bekannt. Die ersten Spuren aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind Gerichtsprotokolle. Dann folgen Aufzeichnungen der Irrenärzte und die Pamphlete der Moralisten.
Gleichgeschlechtlich Liebende hat es zu allen Zeiten gegeben. Unterschiedlich war nur die Bezeichnung, die man uns unnatürlichen verpasste. Das Bewusstsein einer schwulen Identität. das sich auf alle Lebenszusammenhänge erstreckt, dürfte allerdings erst eine Errungenschaft des 19. Jahrhundert sein.
Unsere Ausstellung zeigt die früheren Straftäter, deren Uneinsichtigkeit in ihr verwerfliches Tun den Gerichtsschreibern den kalten Schweiß auf die Stirn trieb, führt die frühen Vorkämpfer der Gleichberechtigung vor, gedenkt der Opfer des unseligen, immer noch nicht ganz abgeschafften § 175, feiert das neue schwule Selbstbewusstsein, unterdrückt keinesfalls den Stolz auf urnische Kulturarten und beharrt nachdrücklich auf der ganz gewöhnlichen schwulen Existenz.
Ausgestellt werden Bilder und Texte von Urningen, gleichgeschlechtlich Liebenden, Warmen, Schwulen, Homophilen und Homosexuellen aus allen Schichten – vom Hochadel über den schwulen Mörder bis hin zum transvestitischen Dienstmädchen. Auch die Gefahren und Abgründe unserer Zeit bleiben nicht ausgespart.
Die Ausstellung soll dazu beitragen, unseren Traum von einem Schwulen Museum hier in Berlin zu verwirklichen.
Kuratoren: Wolfgang Theis, Andreas Sternweiler