Eröffnung: Donnerstag, 5. Juni 2025, 19 Uhr
Laufzeit: 6. Juni 2025 – Januar 2026
In der aktuellen globalen Beschäftigung mit der Ukraine kommt selten die Kunst in den Blick – und noch seltener die queere Community. Das Schwule Museum präsentiert deshalb etwas Außergewöhnliches: „A Heart That Beats – Focus on Queer Ukrainian Art“ ist die erste Gruppenausstellung, die queere ukrainische Kunst im Kontext der Geschichte queerer Communities in der Ukraine zeigt – unter dem Sowjetregime, in den ersten Jahren der Unabhängigkeit, und aktuell im Widerstand gegen die russische Invasion. Die künstlerischen Positionen erzählen von Kämpfen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, zeichnen den Einfluss historisch bedeutsamer Momente auf queere Körper und queere Beziehungen nach, und zeigen, wie queere Identität, Gender, Liebe und Zugehörigkeit in der Ukraine aktuell diskutiert und repräsentiert werden.
Die vielfältigen Beziehungen von Geschichte, Kunst und queerer Community in der Ukraine werden in drei Kapiteln erzählt. Zunächst werden queere Wahlverwandtschaften in der ukrainischen Geschichte bis 1991 ausfindig gemacht. Zu dieser Zeit wurden queere Körper weitgehend unsichtbar gemacht, war queere Kunst nicht Teil der Kunstszene, und es gab keine einfachen Zugänge zur queeren Community. Im nächsten Kapitel, das die ersten Jahre der ukrainischen Unabhängigkeit von 1991-2014 erzählt, wird sichtbar, wie eine queere Infrastruktur in der Ukraine entstand. Queere Künstler*innen brechen Tabus und verschaffen sich gegen den Widerstand von konservativen, religiösen und rechtsradikalen Gruppierungen Handlungsfreiheit. Das letzte Kapitel führt von 2014 bis in die Gegenwart, beginnend mit der russischen Besetzung der Krim, bis zur kompletten Invasion 2022. Dieses Kapitel rückt eine neue Generation von ukrainischen Künstler*innen in den Fokus, die inmitten von Gewalt, Zerstörung und Verlust Wege finden, Kriegstraumata zu verarbeiten, Erinnerung zu bewahren und queeres Leben in der Ukraine sichtbar zu machen.
„A Heart that Beats“ ist eine Kunstausstellung, die – als ausdrückliches Anliegen der beiden Kurator*innen – vor allem die Lebendigkeit der ukrainischen queeren Kultur hervorhebt. Die gezeigten Künstler*innen arbeiten multimedial – es gibt textile Arbeiten, Installationen, Videoarbeiten, Zeichnungen und Fotografien. Die Besinnung auf die eigene Geschichte ist dabei oft Ausgangspunkt, da viele Werke historische Bezüge haben, sich künstlerisch mit Archivmaterial auseinandersetzen oder biografische Zugänge suchen. Andere Arbeiten beschäftigen sich mit den gegenwärtigen Zumutungen und Freuden, in einer homofeindlichen Welt queer zu sein. Viele Werke der teilnehmenden Künstler*innen werden zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.
Teilnehmende Künstler*innen: Yana Bachynska / Jan Bačynsjkyj, Vic Bakin, Yevgenia Belorusets, Anatoly Belov, Andrii Dostliev, Ihor Dychenko, Anton Karyuk, Mykhailo Koptiev, Alina Kleytman, Anton Shebetko, Svitlana Shymko & Galka Yarmanova, Sergei Parajanov
Kurator*innen:
Anton Shebetko (he/him) ist ein ukrainischer Künstler, Fotograf, Kurator und Schriftsteller aus Kiew, der derzeit in Amsterdam lebt. Ein Großteil seiner Forschung ist der vergessenen queeren Geschichte der Ukraine gewidmet; ein Teil davon wurde kürzlich in seinem Buch „A Very Brief and Subjective Queer History of Ukraine“ veröffentlicht. Seine Arbeiten wurden u.a. im FOAM Museum und im Stedelijk Museum Amsterdam, im Photo Elysée Lausanne, im BWA Studio Wroclaw, im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, in der nGbK Berlin und im PinchukArtCentre Kyiv, ausgestellt.
Maria Vtorushyna (they/them) ist Kurator*in, Forscher*in und Autor*in mit besonderem Interesse an Konzepten von Freiheit, queeren und feministischen Epistemologien, Geschlechtervielfalt und Kolonialität von Geschlecht. They forschte am Centre for Gender and Diversity der Universität Maastricht, war Chefredakteur*in des Artslooker Magazine und kuratorische Stipendiat*in am Künstlerhaus Bethanien (Berlin). Derzeit arbeitet they an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und leitete von 2016 bis 2022 die Kyiv Art Week als Direktor*in.
Gefördert durch Hannchen-Mehrzweck-Stiftung und Between Bridges Foundation
Foto: Vic Bakin, aus der Serie „To Be Who We Want To Be“ (2022), Ausschnitt


