Anlässlich der Frauenfußball-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr in Deutschland stattfindet, hat das Schwule Museum Künstler_innen eingeladen, die interessante Gemengelage zwischen Geschlecht, (Homo-)Sexualität und Fußball mit ihren Mitteln zu erforschen. Die Ausstellung will „Flagge“ zeigen und den Fußball als ein Feld des „doing gender“ thematisieren, als einen sozialen und kulturellen Spielraum, in dem es auch und durchaus konflikthaft um die gesellschaftliche Geschlechterordnung geht.
Es werden 23 Beiträge von Künstler_innen aus dem ganzen Bundesgebiet aus den Bereichen Malerei, Foto, Video- und Objektkunst, Plastik, Installation und Dokumentation zu sehen sein. Das Spektrum der Fragen an die Thematik ist vielfältig – ebenso sind es die Positionen der Künstler_innen:
Spielen die Männer wirklich so viel schneller und deshalb attraktiver als ihre weiblichen Kolleginnen? Und spielen diese aber dafür schöner oder warum wird das so betont? Was ist denn die schönste Seite von 2011? Ein Hinweis auf ein Spannungsfeld, in dem die Körper der Spielerinnen stehen zwischen fortwährender Optimierung der Leistungsfähigkeit,die immer wieder die Grenzen der eigenen Verletzbarkeit stößt und den Strategien der Vermarktung, in dem der athletische, eher männliche Körper wieder als von anderen männlichen Körpern begehrenswerte Frau erscheinen muss?
Wie politisch ist Fußball und wie lesbisch? Ein klassisches Spielfeld für die Entwicklung femininer Maskulinität und nicht heteronormativer Weiblichkeit, also ein klassisches Feld für lesbische Frauen? Aber warum wird eigentlich die Leistung der vielen lesbischen Spielerinnen für die Entwicklung des Frauenfußballs nicht gefeiert? Warum überhaupt die gereizten Reaktionen auf das Thema Homosexualität im Fußball?
Welche erotischen Subtexte spielen mit und wird das vielleicht klar, wenn der klassische Männersport Fußball mit weiblichen Kulturtechniken wie nähen, häkeln oder kochen und wenn Fußballszenen mit altmeisterlichen Maltechniken konfrontiert werden? Und last not least: Wo ist eigentlich das Kaffeeservice, das die National-Spielerinnen als Prämie für ihren Sieg bei der EM 1989 erhalten haben?
Die Teilnehmenden Künstler_innen sind: Marion Denis, Risk Hazekamp, Christian Romed Holthaus, Linda Horn, Gudrun Knapp, Maria Kossak, Käthe Kruse, Julia Lazarus, Soo-San Lee, Jenny Löbert, Albert Markert, Robert Lange, Christine Olderdissen, Monika Ortmann, Susken Rosenthal, Toni Schmale, Katja M. Schneider, Siobhan Tarr, Maik Teriete, Franziska Vollborn, Tom Weller.
Wir zeigen außerdem das berühmte Porzellanservice, das die deutsche Frauennationalelf als Anerkennung für ihren Sieg bei der Europameisterschaft 1989 erhielt (Leihgeberin: Petra Landers).
Kuratorin: Dr. Birgit Bosold