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Arbeit an einem Wunder: Neun Versuche zu HIV-Blut- und Heiligenbildnern von Christoph Burtscher

14. November 2009 – 4. Januar 2010

Arbeiten an einem Wunder erzählt in neun SW-Bildern von persönlicher Hoffnung auf Schutz und Heilung, von geheimnisvoller, vorübergehender Besserung – die Geschichte eines persönlich erlebten Wunders.

Dafür bedient sich Christoph Burtscher fotografischer „HIV-Blutbilder“ – großformatiger Auf­nah­men aus dem medizinischen Labor, wobei er die Fotografien mittels unterschiedlicher Techni­ken wie Ausschnittvergrößerungen, Doppelbelichtung und SW-Transformation der ursprünglichen Farb­fassung abstrakter macht und verrätselt. Den konkreten Bildinhalt verraten nunmehr ausschließlich die einzelnen Bildtitel, die Untersuchungsdatum und Ausmaß der Viruslast mitteilen. Als Klammer für diese Blutbilder verwendet Burtscher Darstell­un­gen von Heiligen – in der christlichen Bild- und Erzähltradition unverrückbar verbunden mit Wunder­le­gen­den. In vielen Heiligengeschichten ist Blut ein häufiges Motiv. Zudem spielt bei der Heiligen­ver­ehrung die ihnen zugesprochene mythische Fähigkeit zu Schutz vor und Heilung von Krankheiten eine zentrale Rolle. Christoph Burtscher bedient sich im vorliegenden Kontext zwar der vielschichtigen Ikonografie katholischer Heiligenlegenden und bewegt sich damit innerhalb einer christlich-moralischen Metaphorik. Aber er wendet sie bewusst gegen die Perversion kirchlicher Deu­tungs­macht, die AIDS als „neu­zeitliche Pest“ und Ausdruck einer apokalyptischen, göttlichen Ge­richts­barkeit gegen Schwule gese­hen hat – und vielfach noch immer sieht. Beide Schutz­­patrone – der heilige Christo­phorus und der heilige Sebastian, im Mittelalter auch Schutz­heilige gegen die Pest – eignen sich hervorragend für homoerotische Sehnsüchte und Projektionen.

Kurator: Christoph Burtscher