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Der Literarische Salon bei Richard Schultz

25. April 2002 – 29. Juli 2002

Der im mecklenburgischen Rehna geborene Richard Schultz (1889-1977) kam 1914 nach Berlin, wo er nach seiner Ausbildung in London, Paris und Luxor im Hotel Bristol Unter den Linden als Chef de Service arbeitete. Nach dessen Zerstörung 1944 war er zunächst arbeitslos und fand 1946 eine Anstellung beim Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, für dessen Club der Kulturschaffenden er bis 1951 die Empfänge für Literaten, Politiker und Künstler betreute. Schultz engagierte sich in der Homosexuellenbewegung der Weimarer Republik, wurde Mitglied in der Gemeinschaft der Eigenen und nahm an den samstäglichen Zusammenkünften bei Adolf Brand teil, zu dem er bis zu dessen Tod 1945 Kontakt hielt. In den 1950er Jahren knüpfte er an sein früheres Engagement an und wurde Mitglied der Gesellschaft für Reform des Sexualrechts. Nach dem Vorbild Brands leitete Schultz in seiner Charlottenburger Wohnung in der Fredericiastraße 5 A ab 1925 selbst einen Salon, den er unter großen Sicherheitsvorkehrungen auch während der Nazi-Zeit weiterführen konnte und bis kurz vor seinem Tode aufrechterhielt.

Die Gäste von Richard Schultz waren Teil eines von ihm geknüpften Netzwerkes, das Informationsaustausch unter Gleichgesinnten, Exklusivität und – von 1933 bis 1945 – auch privaten Schutzraum bot.

Die Ausstellung zeigt den Lebensweg von Richard Schultz und die Geschichte seines Salons. Sie geht einzelnen Biografien aus seinem illustren Freundeskreis nach, die Überlebensstrategien von Homosexuellen unter wechselnden gesellschaftlichen Bedingungen zeigen.

Zu den Gästen zählten u.a. die Fotografin Jaro von Tucholka, die mit dem Lehrer Friedrich Weigelt eine Schutzehe einging, der Schauspieler Hans Henninger, der sich durch Selbstmord der Verhaftung durch die Gestapo entzog und der Publizist Arnold Bauer, der Kontakte zur Widerstandsgruppe Rote Kapelle hatte.

Die Ausstellung basiert auf dem umfangreichen Nachlass von Richard Schultz, der einen ungewöhnlichen Einblick in sein Leben gestattet. Neben zahlreichen Fotografien von Schultz, seinen Freunden und Kollegen, enthält er Teile seiner großen Bibliothek und seiner Kunstsammlung. Ergänzt wird dies durch Programmzettel, Briefe, persönliche Dokumente und Erinnerungsstücke wie die Feldpostbriefe seines Freundes Hans Spann, der 1944 an der Ostfront fiel oder Briefe des auf Ibiza lebenden Künstlers Hans Laabs, der mit Schultz in den 1960er Jahren befreundet war.

Kurator: Karl-Heinz Steinle