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Deutsch-Russische Freundschaft

13. September 1995 – 15. Januar 1996

Das Schwule Museum präsentiert vom 10.09.1995 bis zum 08.01.1996 als Beitrag zu den Berliner Festwochen eine sozialgeschichtliche Ausstellung zum Thema der deutsch-russischen Migration im 20. Jahrhundert. Vorgestellt werden homosexuelle Schicksale aus Berlin, St. Petersburg und Moskau.

Die ausgestellten Lebensgeschichten spiegeln die wechselhafte Geschichte einer Minderheit und die kultureller Bereicherung, die die jeweils Fremden in ihren Gastländern hervorbrachten. In den Einzelschicksalen werden die Spezifika einer Kulturgeschichte der Homosexuellen und der Homosexualität in Russland und Deutschland sichtbar.

Im Vordergrund der Ausstellung steht die Rekonstruktion einzelner Lebenswege. Anhand persönlicher Erinnerungen und Dokumenten wie Briefe, Fotografien, Zeichnungen und Souvenirs wird das Schicksal einiger Emigranten und langfristiger Besucher in Berlin erzählt. Behandelt werden Exilprobleme, Heimatverlust und Heimatgewinn, Arbeitssuche und Privatleben, Nachtleben und Freundschaften sowie die kulturelle Vernetzung.

Die vorgestellten Erlebnisse umfassen den gesamten Zeitraum der deutsch-russischen Migration im 20. Jahrhundert. Angefangen bei Stippvisiten in den Metropolen, längeren Aufenthalten und dem Exil in den Jahren nach den russischen Revolutionen von 1905 und 1917, der Flucht deutscher Emigranten vor den Nazis in die UdSSR, der Befreiung Berlins durch russische Soldaten 1945 bis hin zu den jüngsten Auswanderungswellchen der 70er bis 90er Jahre.

Themen sind die Rezeption homoerotischer Literatur des jeweils anderen Landens sowie deren Niederschlag in der umfangreichen deutschsprachigen Schwulenpresse der Jahre 1897 bis 1933.

Der Erfolg von Diagilews und Nijinskys Ballett Russes und ihr Einfluss auf deutsche Kulturschaffende. Das russische Kabarett Der blaue Vogel  und die daran beteiligten Homosexuellen, wie der Bühnenbildner und Maler Tschelistschew. Natürlich auch die Freiheiten des Schwulen Berlins der Weimarer Republik, die Kontakte, die Magnus Hirschfeld und sein Institut für Sexualwissenschaft zur Sowjetmacht pflegte. Beleuchtet wird die Rechtsprechung gegen Homosexualität in beiden Ländern, der russischen Beitrag zum kulturellen Wiederaufbau Berlins nach 1945 und die Kontakte der bundesdeutschen- und der DDR-Schwulenbewegten zur russischen Schwulenwebung. Nicht zu vergessen der Klatsch und Tratsch, die Skandale und Histörchen über russische und deutsche Berühmtheiten.

Kuratoren: Andreas Sternweiler, Karl-Heinz Steinle