Weder im Nachlass der Garbo, noch in dem ihrer Freundin Mercedes De Acosta, sind eindeutige Liebesbriefe zu finden. Dennoch bleibt „die Göttliche“ auch weiterhin eine Ikone der Lesben. Nahrung für Gerüchte gibt es immer wieder in Biographien anderer Hollywood-Stars und vor allem im filmischen Schaffen der Garbo selbst. Ähnlich wie Marlene Dietrich, hat sie sich mit einem Film-Kuss, den sie als Königin Christina ihrer Hofdame gibt, einen unsterblichen Platz in den Herzen aller Lesben dieser Welt erobert.
Zum 100. Geburtstag präsentiert das Schwule Museum eine Hommage an das „Gesicht des zwanzigsten Jahrhunderts“. Wie kaum eine andere Schauspielerin hat die scheue Schwedin über mehr als 15 Jahre ihren Platz im Zenit Hollywoods erfolgreich verteidigt. Sie war nicht nur die makelloseste Erscheinung, sondern auch die finanziell erfolgreichste Schauspielerin und vor allem die erste, die sich gegenüber den Studiobossen ein Mitspracherecht ertrotzte.
Die Ausstellung präsentiert die Anfänge in Stockholm und Berlin, zeigt ihren Aufstieg im Stummfilm Hollywoods, ihre Triumphe im Tonfilm und ihre Demontage.
Vorgestellt werden auch die Menschen hinter der Kamera, die am Mythos Garbo beteiligt waren: ihr Entdecker Maurice Stiller, ihr langjähriger Kameramann William Daniels und Gilbert Adrian, der fast alle ihre Kostüme entwarf.
Obwohl die Garbo das nicht geliebt hätte, räumen die Ausstellungsmacher auch ihren Liebhabern und Liebhaberinnen einen gebührenden Platz ein: John Gilbert, Mercedes De Acosta und Cecil Beaton stehen stellvertretend für viele, die behaupten, der Göttlichen ganz nahe gekommen zu sein. Der Mythos Garbo lebt von der Verweigerung des Stars, Privates öffentlich zu machen. Die Flucht vor der Zumutung der Presse und der Zudringlichkeit ihrer Bewunderer führten zwangsweise in die Vereinsamung. Trotz Sonnenbrille und Schlapphut konnte die Garbo bis zu ihrem Tod den Aufdringlichkeiten nicht entkommen.
Zu sehen sind Dokumente, Zeichnungen, Plakate, Filmprogramme und vor allem Fotos, Fotos, Fotos. Die Leihgaben stammen aus dem Filmmuseum Berlin, der Marlene Dietrich Collection Berlin, der Stiftung Stadtmuseum Berlin und aus privaten Sammlungen.
Kurator: Wolfgang Theis