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„Die Riesen werden mich für Argur halten.“: Island – Noten

9. April 1995 – 28. Mai 1995

Die amerikanische Fotografin Nan Goldin fragte nach dem Namen der schönen, blaugelben Vögel, die in einem Nistkasten an Wolfgang Müllers Wohnzimmerfenster brüteten. Er schlug ein englisch-deutsches Wörterbuch auf und fand die entsprechende Bezeichnung „blue tit“. Da dieser Vogel in den USA nicht vorkommt, hörte Nan den Namen zum ersten Mal. Das ist aber ein komischer Name, dass „tit“ vom altisländischen Wort „tiltr“ stammt, womit man kleine, gewandte, gut kletternde Vögel bezeichnet. Im heutigen Isländischen tragen eine Reihe kleinerer Vögel den Namen „tittlingur“, so zum Beispiel „Snjotittlingur“, die Schneeammer. In der Umgangssprache wird tittlingur aber auch als Bezeichnung für das Geschlechtsteil des Mannes verwandt. Wolfgang Müller recherchierte schließlich in Island und fand heraus, dass es dort keine Blaumeisen, wohl aber zwei Wörter für diese Vogelart gibt, nämlich: blaigda und balameisa. Bei seinem viermonatigen Aufenthalt traf Müller eine Reihe interessanter Menschen, die er mit der Kamera porträtierte. Elisa Alfredsottir (24) zum Beispiel, Islands einzigen Transvestiten. Sie erklärte Müller warum der Tintenfisch aus isländisch wörtlich übersetzt eigentlich „Kondomfisch“ smokkfiskur heißt.

Kurator: Wolfgang Müller