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die runde – Chronik der Reutlinger Kameradschaft 1950-1969

7. März 1998 – 24. Mai 1998

Wie überall in Deutschland beginnen sich nach Kriegsende auch in Stuttgart und Umgebung wieder homosexuelle Freundeskreise zu treffen. Eine dieser privaten Zusammenkünfte findet in Reutlingen statt und geht auf die Initiative des Freundespaares Harry Hermann und Willy Stiefel zurück. Daraus wird die Homosexuellenorganisation die runde. Alle anderen Neugründungen fallen der Repression der Adenauer-Ära zum Opfer. Nur die runde überlebt, nicht zuletzt wegen des familiären Charakters ihrer Treffen, wo auch private Sorgen Platz finden. In den 60er Jahren kommt der runde bundesweite Bedeutung zu.

Als im September 1969 im Zuge der Strafrechtsreform unter Justizminister Heinemann auch der § 175 liberalisiert wurde, löste sich die runde anlässlich ihrer Weihnachtsfeier im Dezember 1969 auf. Mit ihrem Hauptanliegen, an der Abschaffung des § 175 mitzuwirken, konnte die Gruppe zumindest einen Etappensieg erzielen. Die endgültige Streichung des Paragraphen erfolgte erst 1994. Mit der Ausstellung soll im Nachhinein der Versuch unternommen werden, eine bisher fehlende Chronik der runde zu erstellen.

Fotos von Mitgliedern der runde sind kaum vorhanden, da sie wegen Konflikten mit der Polizei und drohenden Hausdurchsuchungen vernichtet wurden, um niemanden zu belasten. Der inzwischen verstorbene Walter Hettich besuchte in der Zeit von 1987 bis 1991 das Schwule Museum mehrfach und übergab dabei immer Teile seiner Sammlung dem Archiv des Museums. Auf diesem Material basiert die Ausstellung.

Kurator: Karl-Heinz Steinle