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Ein kapitaler Spätentwickler – Hommage an O. E. Hasse zum 100. Geburtstag und 25. Todestag

6. Juni 2003 – 15. September 2003

Das Schwule Museum zeigt in seiner Hommagen-Reihe eine Ausstellung über Leben und Wirken des, wie ihn Friedrich Luft einmal genannt hat, „kapitalen Spätentwicklers“ O. E. Hasse (11. Juli 1903 – 12. September 1978), der eigentlich erst dann am besten war, als er die 50 überschritten hatte. Die Sonderausstellungsräume des Schwulen Museums stehen dabei ganz im Zeichen seiner enormen Bühnen-präsenz und seiner Auftritte im deutschen und inter-nationalen Film. Die Hommage verknüpft O. E. Hasses Laufbahn als Schauspieler mit seinem Privatleben, zeigt an vielen unterschiedlichen Exponaten, wie schwierig es auch als Künstler war, in den prüden fünfziger Jahren eine homosexuelle Identität zu leben. Hasse hat seine „Veranlagung“ nie geleugnet und sie dennoch, ganz Kind seiner Zeit, als „Privatsache“ gehütet.

Gezeigt werden Fotos, Plakate, Dokumente, ein Kostüm, Bühnenbildmodelle und Installationen, die O. E. Hasses künstlerische Laufbahn illuminieren. Die Ausstellung akzentuiert Schlagworte wie Uniform, Maske, Freundschaft und arbeitet immer wieder verdeckte schwule Bezüge auf, die sich auch im künstlerischen Schaffen bieten.

Der erste Raum präsentiert Hasses filmische Arbeiten. Der Besucher wird gleich zu Beginn von einer Portraitwand empfangen. Hier werden enge Freunde, Kollegen und Kritiker zitiert, deren Kommentare ein vielschichtiges Bild O. E. Hasses zeichnen.

Im kleinen Seitenraum gibt es einen Exkurs zur Auswirkung des § 175 auch auf künstlerische Karrieren. Im Mittelpunkt steht Jan Hendriks, mit dem Hasse 1955 in Alfred Weidenmanns Film Alibi zusammengearbeitet hat und dessen viel versprechende Filmkarriere nicht zuletzt wegen eines Vergehens gegen den § 175 versandete. Auch Weidemann musste sich 1960 wegen „widernatürlicher Unzucht“ vor Gericht abstrafen lassen.

Der zweite Raum ist dem Theaterschauspieler O. E. Hasse gewidmet. Hier stehen vor allem seine künstlerischen Triumphe an Berliner Theatern im Vordergrund. Zwischen Bühnenbildmodellen, Plakaten und Fotos eingestreut, Hasses Theater-Anfänge und Einblicke in das private Leben – Erinnerungen an Feste, Freunde, Vertraute und den Gefährten der letzten Jahre: Max Wiener.

Die Ausstellung, mit über 250 Exponaten opulent bestückt, konnte nur durch die großzügige Unterstützung der Akademie der Künste, die Hasses Nachlass verwaltet, des Filmmuseums Berlin – Stiftung Deutsche Kinemathek, der Theatersammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin, der Theatersammlung der Freien Universität Berlin und nicht zuletzt durch die freundliche Hilfe von Max Wiener realisiert werden.

Kurator: Wolfgang Theis