1923 in Zürich geboren, schloss sich Karlheinz Weinberger der Arbeiterjugend an, auf deren Veranstaltungen er musizierte. Obwohl er zeitlebens fotografierte, machte er seine Passion nicht zum Beruf, sondern arbeitete als Teppich- und Möbelverkäufer und war anschließend bis zu seiner Pensionierung Leiter eines Beleuchtungslagers der Firma Siemens. „Was ich arbeitete, machte ich richtig, aber es interessierte mich nie. Ich habe nur für die Fotografie gelebt. Für mich war der Feierabend maßgebend, die Wochenenden und die Ferien. Wenn um 5 Uhr der Rolladen runterging, begann meine Zeit.“
Seit Beginn der 50er Jahre war Karlheinz Weinberger Mitglied in der Züricher Homosexuellen-Organisation Der Kreis, in der er nur unter seinem Pseudonym Jim bekannt war. Seine aktive Zeit fiel in die Dekade der erfolgreichen Maskenbälle der Organisation im Neumarkt-Theater, die bis zu 300 Gäste anzogen. Weinberger portraitierte die Ballbesucher des Kreis und veröffentlichte unter seinem Pseudonym Jim zahlreiche Aufnahmen in der Zeitschrift der Organisation.
Nach Abbruch der Kreis-Veranstaltungen 1960 zog sich Weinberger aus dem aktiven Klubleben zurück und konzentrierte sich in seiner Freizeit auf Portrait- und Sportfotografie. Auf Reisen nach Italien und Marokko entstanden Fotos, die weiterhin im Kreis erschienen. Sein Versuch, eine Ausstellung mit seinen Porträts von Halbstarken zu organisieren, scheiterte an der Weigerung der Züricher Stadtverwaltung, ihm Räume zur Verfügung zu stellen, da seine Homosexualität bekannt war. Die Fotografien wurden, erweitert um seine fotografischen Einblicke in die Schweizer Motorrad-Rocker-Szene, erst 1997 im Stapferhaus in Lenzburg im Rahmen einer Ausstellung über Jugendkultur gezeigt.
1999 zeigte das Schwule Museum erstmals Weinbergers Arbeiten für den Kreis im Rahmen seiner Ausstellung Der Kreis: Mitglieder, Künstler, Autoren, zu der eine gleichnamige Publikation von Karl-Heinz Steinle erschien. Die Ausstellung war 2000 im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich zu sehen, wo sie das kulturelle Rahmenprogramm der dort stattfindenden eurogames bildete. Im gleichen Jahr widmete das Museum für Gestaltung in Zürich Karlheinz Weinberger eine Einzelausstellung und publizierte eine Werkübersicht. Seit dieser Zeit sind Karlheinz Weinbergers Fotografien in zahlreichen Galerien in New York, London und Zürich zu sehen gewesen.
Kuratoren: Andreas Sternweiler, Karl-Heinz Steinle