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ğ – queere Formen migrieren

2. März 2017 – 29. Mai 2017

Die Gruppenausstellung „ğ – das weiche g“ im Schwulen Museum* versammelt zum ersten Mal in Deutschland Arbeiten, die den transkulturellen Austausch von LSBTIQ*-Menschen zwischen der Türkei und Deutschland, zwischen Berlin und Istanbul zum Inhalt haben und der künstlerischen Migration in allen Richtungen nachgehen. Sie spürt einem für Berlin typischen, queer-migrantischen Gemütszustand nach, den Emre Busse und Aykan Safoğlu im türkischen Buchstaben ğ veranschaulichen – auf Deutsch etwa „das weiche g“. Busse und Safoğlu stammen aus Istanbul und beschäftigen sich in ihrer künstlerischen und kuratorischen Praxis mit queerer Migration, mit marginalisierten sexuellen Identitäten und Körperpolitiken.

Der Buchstabe ğ wurde 1928 mit der Schriftreform ins türkische Alphabet aufgenommen, von der an Türkisch mit dem lateinischen Alphabet geschrieben wurde. ğ sollte den im Osmanischen häufig vorkommenden arabischen Laut „Ghain“ wiedergeben, für den es im lateinischen Alphabet keine Entsprechung gibt. Es entstand eine im Türkischen beispiellose hybride Form, deren einzige Funktion ist, den vorherigen Vokal zu dehnen – analog dem Dehnungs-h im Deutschen. Der Buchstabe steht nie am Wortanfang und wird nie großgeschrieben. „ğ ist ein östlicher Laut, der in eine westliche Form schlüpft“, so die Kuratoren. Und was, wenn ğ derweil die Türkei verlassen hat und nach Deutschland migriert ist? Sagen wir, es hätte sich in den Koffer einer Person geschlichen, die wie hunderttausende andere im Nachgang des Anwerbeabkommens von 1961 nach Deutschland gezogen ist, und wäre von dort geflüchtet und hätte sich ins deutsche Alphabet gemengt. Denn ğ ist auch das, was den Zungen der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland widerstrebt, ğ ist der am häufigsten falsch ausgesprochene Buchstabe in Deutschland. Nun scheint ğ den Kuratoren dieser Ausstellung eine queere Möglichkeit vorwegzunehmen – und der Wanderung dieser Möglichkeit an ihren Schnittpunkten zwischen Deutschland und der Türkei wollen sie sich schwerpunktmäßig widmen. Denn jede falsche Aussprache von türkischen Namen in Deutschland erinnert an die therapeutische Schönheit des Widerstandes; „ğ – das weiche g“ ist der künstlerische Versuch, dieses Potential im Schwulen Museum* erstmals zu zelebrieren.

„ğ – das weiche g“ wird begleitet durch ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Vorträgen, Gesprächen und Lesungen sowie Performances, Workshops und Filmvorführungen mit Demet Demir, Gülay Akın, Ebru Kırancı, Elmgreen & Dragset, ‘Emine’ Sevgi Özdamar, Maria Binder, Sabuha Salaam, Salih Wolter und Yener Bayramoğlu.

Mit Arbeiten von: Aykan Safoğlu, Ayşe Erkmen, Cihangir Gümüştürkmen, Erinç Seymen, Hasan Aksaygın, Masist Gül präsentiert von Banu Cennetoğlu und Philippine Hoegen, Mehtap Baydu, Ming Wong, Nilbar Güreş, Taner Ceylan, Viron Erol Vert, Yeşim Akdeniz

kuratiert von Emre Busse und Aykan Safoğlu

Ausstellungsdesign: Philip Wiegard

„ğ – das weiche g“ wird unterstützt vom Regierenden Bürgermeister von Berlin –Senatskanzlei – Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Veranstaltungsprogramm

5. März 2017 – Lesung: FRIDA! Mit Gülây Akın – 16 Uhr – Schwules Museum* (auf Deutsch)
Gülây Akın liest aus ihrem Drehbuch FRIDA!.

19. März 2017 – Lesung: ‘Emine’ Sevgi Özdamar – 16 Uhr – Schwules Museum* (auf Deutsch)
‘Emine’ Sevgi Özdamar liest aus ihrem Roman Seltsame Sterne starren zur Erde.

26. März 2017 – Künstlergespräch: Hasan Aksaygın & Yener Bayramoğlu – 16 Uhr – Schwules Museum* (in Englisch)
Yener Bayramoğlu spricht mit dem Künstler Hasan Aksaygın über Queerness, Migration und künstlerische Praxen in Berlin.

ENTFÄLLT WEGEN KRANKHEIT – 2. April 2017 – Gespräch: Die falsche Seite des Bosporus mit Salih Wolter & Aykan Safoğlu – 16 Uhr – Schwules Museum* (auf Deutsch)
Queere und (queer-) migrantische convivality einst und jetzt.

16. April 2017 – Gespräch: Lubunca* mit Demet Demir – 16 Uhr – Schwules Museum* (Türkisch mit deutscher Übersetzung)
Demet Demir stellt ihr Lexikon Projekt Lubunca* vor und spricht über ihren Aktivismus und die Trans*-Bewegung in der Türkei.

23. April 2017 – Künstler_innen-Gespräch: Elmgreen & Dragset – 16 Uhr – Schwules Museum* (in Englisch)
Das Künstler-Duo Elmgreen & Dragset unterhält sich mit Aykan Safoğlu über die Istanbuler Biennale und darüber hinaus.

30. April 2017 – Workshop/Lesung: Fucking Germany – 16 Uhr – Schwules Museum* (auf Deutsch)
Mitglieder der Berliner queeren migrantischen Community vermitteln in einem Lese-Workshop Eindrücke aus Cem Yıldızs Buch Fucking Germany – Das letze Tabu oder mein Leben als Escort (Westend Verlag 2003). Die Anzahl der Plätze ist begrenzt, Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung möglich.

7. Mai 2017 – Künstler_innen-Gespräch: Ming Wong & Aykan Safoğlu – 16 Uhr – Schwules Museum* (in Englisch)
Die an der Ausstellung ğ – das weiche g – queere Formen migrieren teilnehmenden Künstler_innen Ming Wong und Aykan Safoğlu werden über ihre künstlerischen Praxen und ihre Zusammenarbeit diskutieren.

14. Mai 2017 – Ein Vortrag mit und über Pornografie: Emre Busse – 16 Uhr – Schwules Museum* (18+) (in Englisch)
Emre Busse setzt sich in seinem Vortrag mit deutschen Pornos auseinander, die in der Türkei produziert wurden.

25. Mai 2017 – Workshop: Haarsalon mit Sabuha Salaam – 16 Uhr – Schwules Museum* (auf Deutsch)
Verwöhne deine Haare mit den zarten und queeren Berührungen von Sabuha Salaam.

26. Mai 2017 – Mama ğ – Ein Gespräch zwischen dem queeren Künstler Aykan Safoğlu und seiner Mutter Nevin Safoğlu – 17 Uhr – Schwules Museum* (Türkisch mit deutscher Übersetzung)Der Kurator der Ausstellung „ğ – das weiche g“,  Aykan Safoğlu, im Gespräch mit seiner Mutter Nevin Safoğlu.

 

28. Mai 2017 – Mobile Kino präsentiert: Filmprogramm mit Maria Binder und Ebru Kırancı – 21:30 Uhr – Urban Spree (Revaler Str. 99, 10245 Berlin)
Der Film Trans X Istanbul(OmEU) wird unter freiem Himmel in Berlin gezeigt. Anschließend gibt es eine Podiumsdiskussion. (auf Türkisch und Deutsch)

29. Mai 2017 – Finissage – Künstler_innen-Gespräch: Erinç Seymen – 16 Uhr – Schwules Museum* (in Englisch)
Der an der Ausstellung beteiligte Künstler Erinç Seymen gibt in einem Vortrag Einblicke in seine künstlerische Praxis.

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