Gertrude Stein (1874-1946) gilt heute als Mitbegründerin der literarischen Avantgarde und „Mutter der Moderne“, die sich selbst auf eine Stufe mit James Joyce stellte und so schreiben wollte wie Picasso malte. Ihre Texte waren nicht erzählerisch im gewöhnlichen Sinn, vielmehr ging es ihr um die Auflösung des Linearen, um das Assoziative von Wörtern und ihren Klang. Sie verzichtete weitestgehend auf Satzzeichen, verwendete sie nur sparsam. Berühmt wurde sie jedoch nicht mit ihren oft schwer zugänglichen, abstrakten Texten, sondern mit der Autobiografie von Alice B. Toklas (1933, dt. 1985). Am Bekanntesten ist jedoch ihre Zeile a rose is a rose is a rose is a rose, die auch Einfluss auf den Titel der Ausstellung hatte. Darüber hinaus war sie Kunstsammlerin und Mäzenin zeitgenössischer Künstler. Insbesondere zu Picasso hatte sie ein freundschaftliches Verhältnis.
Alice B. Toklas (1877-1967) kommt 1907 nach Paris und trifft dort auf Gertrude Stein, mit der sie fortan ihr Leben teilt. Sie schreibt selbst, führt den kleinen Verlag Plain Edition, in dem Stein einige ihrer Texte veröffentlicht, und assistiert ihre Partnerin bei der Arbeit. Ihr bekanntestes Buch ist Das Alice B. Toklas Kochbuch (1954), das neben einer besonderen Auswahl von Kochrezepten historisch wie kulturell höchst interessante Texte von Toklas enthält. Zusammen mit Stein führt sie einen der bedeutensten Künstlersalons fort, der jeden Samstag in ihrer Pariser Wohnung in der Rue de Fleurus 27 stattfindet und der von Stein und ihrem Bruder ins Leben gerufen wurde. Hier sind Künstler wie George Braque, Ernest Hemingway, Picasso, Matisse und viele mehr zu Gast.
Neben wertvollen Erstausgaben, Autographen und Fotografien werden Zeitschriften sowie Arbeiten von Künstlern und Karikaturisten gezeigt, die sich mit Gertrude Stein und Alice B. Toklas auseinandergesetzt haben. Das Schwule Museum Berlin ist eine weitere Station der international tourenden Ausstellung, die ebenfalls in New York, Los Angeles, San Francisco, Lancaster und Teipei zu sehen sein wird. Ein die Ausstellung begleitendes Programm ist nicht nur Ergänzung, sondern vielmehr mediale Extension der Ausstellung, um die unterschiedlichen Facetten des Lebens und der Arbeit von Gertrude Stein und Alice B. Toklas zu betonen und sicht-, hör- und schmeckbar zu machen.
Kurator: Hans Gallas