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Hand in Hand – Das Album 1983 bis 1993: Eine Installation mit Fotoarbeiten des Künstlerpaares Poppensieker und Taubhorn

21. Oktober 1993 – 31. Oktober 1993

Poppensieker und Taubhorn legen nach der ersten Dekade ihrer Lebensgemeinschaft zeitgleich eine Auswahl von Bildern und Objekten vor, die aus ihrem Foto-Familien-Reise-Allag-Erinnerungs-Album entnommen sind: Abenteuer, Veränderungen und Wandlungen und alles in gleicher Pose, Hand in Hand eben. Der Zeitenwechsel findet statt. Die Kleidung ändert sich, das Interieur, die Landschaft.

Poppensieker und Taubhorn lernen sich 1983 in Hamburg kennen, per Zufall und sofort füreinander eingenommen. Die Beziehung startet aus der Distanz, der ein studiert Film und Fotografie in Dortmund, der andere lebt als Architekturstudent in Braunschweig. 1986 gehen beide zusammen nach Berlin.

Gemeinsame Porträts entstehen von Anbeginn der Beziehung. Zur ersten Hand-in-Hand-Aufnahme kommt es am 13. Februar 1985 auf den tragenden Eis der Oker in Braunschweig. Die Beziehung hat ihre bildliche Form gefunden. Seitdem lassen sie sich nicht mehr los für das Foto und stehen vor der Kamera: auf der Straße und auf Plätzen, in Räumen, in der Wüste und vor Architektur. Den Auslöser bedienen sie, die die gerade dabei sind, Freunde, Bekannte, anonyme Passanten. Aus den Reisefotos, gesammelt zur privaten Erinnerung, entwickelt sich im Lauf der Jahre das Konzept zur Serie. Das private Paar wird zum Künstlerpaar. Die ersten Hand-in-Hand-Portraits erscheinen in Ingo Taubhorns Monographie Mensch Mann, 1986 in der Schweizer Edition Stemmle publiziert, und sind im gleichen Jahr in einer Gemeinschaftsausstellung im Frankfurter Kunstverein zu sehen. Seitdem entstanden mehr als 50 Arbeiten.

Daneben haben sich die beiden von ihrem bisherigen Konzept der bewusst – zufällig Fotografierenden gelöst und touren derzeit durch die Portrait-Studios. In ständig wechselnden Ambiente lassen sie sich von professionellen Fotografen ablichten, lediglich di Haltung und die Auswahl des Bildes bestimmt das Künstlerpaar selbst, die Präsentation wird durch die Möglichkeit der jeweiligen Studios vorgegeben. Das Bild wird zum Objekt.

Zwei Männer Hand in Hand, ganz unvertrautes Bild zweier männlicher Erwachsener, dafür erinnert dieserart körperliche Nähe zu sehr an Kinder, herzig und naiv. Doch sie bleiben Männer, spätestens beim zweiten Blick wird die Anwesenheit der Erotik in der Abwesenheit sichtbar. Ein Liebespaar sicherlich, keine mann-männliche Kumpanei. Die Pose unschuldiger Nähe nimmt sofort ein, assoziiert Kindheit und Vertrauen. Da bleibt kein Platz für Fremdheit. Das Bild von Homosexuellen, das die Medien erfunden haben als küssendes oder sich umarmendes Paar, nur damit keiner alleine dasteht und dann so ausschaut wie jedermann, haben Poppensieker und Taubhorn selbstbestimmt variiert. Da ist kein Vertun mehr möglich, es bleibt der Respekt und kein Klischee hat eine Chance. Das Bild löst sich auf und zeigt zwei schwule Männer, die selbstverständlich miteinander sind, an jedem Ort der Welt.

Kuratoren: Roland Poppensieker, Ingo Taubhorn