Bestenfalls Wilhelm Bendow hat dereinst im deutschen Film noch unverhohlener herumgetölt als Hubert von Meyerinck. Dennoch wurde bei dem einen wie dem anderen die so offen zur Schau getragene Homosexualität von der Öffentlichkeit kaum thematisiert, legte man „Hubsis“ Auftreten als blasiertes Gehabe eines Adeligen aus, stets gut gekleidet und in späteren Lebensjahrzehnten immer kahlköpfig. Eine Rolle, die ihm im Laufe der Jahrzehnte in immer alberner Form auf den Leib geschrieben wurde, bis er schließlich zum Lächerlichen herabgesunken war und als die größte Knallcharge des deutschen Kinos galt. Selbst in Der Buckelige von Soho, der 1966 die halbe Edgar Wallace-Serie gegen den Strich bürstete, Eddi Arent als verbrecherischen Pfarrer zeigte und die drollige Agnes Windeck als Chefin einer Gangsterbande, durfte Meyerinck nur noch aus geistiges Umnachtung böse sein. So musste er, der auf der Bararett wie auf der „großen“ Bühne ein Star war, 1945 etwa bei Karl-heinz Martin im Hebbel-Theaer den Mackie Messer spielte, sich vor der Kamera unter Wert verkaufen: In 272 Filmen trat er auf, so gut wie immer in teils kleinsten Nebenrollen.
In seinen 1967 erschienenen Erinnerungen Meine berühmten Freundinnen zeigte sich der preußische Offiziers- und Gutsbesitzerssohn dagegen als sprudelnde Quelle praller und pikanter Anekdoten. Einige davon kann man in dem Raum nachlesen, den Kurt Stark im Schwulen Museum zu Meyernicks hundertstem Geburtstag gestaltet hat: Eine Installation mit Photos, Zeitungsausschnitten und eben jenen Stories, in denen man von biederen Familienvätern erfährt, die sich zur Teestunde ein warmes Stelldichein gaben, von einem Souper in Hochadelskreisen mit Tischdamen, die Herren waren, von einer nur mühsam verhinderten Tuntenattacke auf Kaiserin Auguste Viktoria oder davon, dass Schwule schon vor Jahrzehnten auf (Pseudo-) Matrosen abfuhren. Aber auch von seinen Begegnungen mit Marlene Dietrich ist die Rede, mit der er schon spielte, als sie noch ein ganz kleines Licht war.
Bevor Meyerinck 1971 starb, plante er noch, auch auf der Leinwand endlich als der Charakterdarsteller zu reüssieren, der er immer hatte werden wollen. Ob er als solcher aber auch diese Popularität erlangt hätte?
Kuratoren: Wolfgang Theis, Kurt Stark