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Infektiös – Kunst und Alltag, Leben mit AIDS

22. November 1992 – 31. Januar 1993

Thematisiert wird der schwule Alltag unter AIDS. Neben einem wissenschaftlichen Teil werden vor allem zahlreiche Kunstwerke zu sehen sein. Sie soll als Wanderausstellung später an anderen Orten gezeigt werden. Die Deutsche AIDS-Hilfe unterstützt das Projekt, die hat einen großen Teil der Finanzierung übernommen.

Während die 70er Jahre im Zeichen der schwulen Befreiung standen, so trat in den 80ern, kaum dass das schwule Selbstbewusstsein gestiegen war, AIDS als Bedrohung an die Stelle der staatlichen und gesellschaftlichen Repression. Kein Geschlecht ist so stark von AIDS betroffen wie das Dritte. Auch wenn es sich vielleicht bald ändert, schwul und AIDS sind Begriffe, die heute in der westlichen Welt nebeneinander stehen. Egal, ob infiziert oder nicht, AIDS hat das Leben und Lieben von uns Tunten verändert. Es wurde zum zentralen Thema der 80er in der Schwulenszene. Dies ist es bis heute, wenn auch in starker Konkurrenz mit faschistischer Gewalt, die vielleicht einmal in einer 90er-Jahre-Ausstellung ihren Niederschlag finden wird und deren verstärktes Auftreten in der letzten Zeit zwar nicht ausschließlich, aber auch mit der öffentlichen Darstellung von Tunten im Zusammenhang mit AIDS steht. Historisch gesehen knüpft das Schwule Museum somit mit seiner AIDS-Ausstellung an die vor einem Jahr gezeigte Ausstellung Mach dein Schwulsein öffentlich an, in der es um die Entstehung der Schwulenbewegung in den 70er Jahren ging.

Allerdings spielt in Infektiös die Vergangenheit nur eine untergeordnete Rolle, es geht vielmehr – und das ist neu für eine bislang doch eher geschichtsorientierte Institution wie das Schwule Museum, um eine aktuelle Problematik der schwulen Lebenswelt. Gezeigt werden die verschiedenen Aspekte von AIDS: Der tot, die Trauer, die AIDS-Station im Krankenhaus, der Umgang mit der Krankheit, HIV-positives Selbstbewusstsein, Liebe und Sex, AIDS-Phobien und Verdrängungen, die Berichterstattung in den Medien, Wut über heterosexuelle Erhabenheit und die offizielle AIDS-Politik.

Dazu haben folgende Künstler Arbeiten zur Verfügung gestellt: George Ambrosius, Jürgen Baldiga, Tino Bierling, Michael Bühne, Uwe Böck, Michael Carbach, Tomas Ferrari, Ralph König, Roger Lips, Mike Mates, Aron H. Neubert, Napoleon Seyfarth, Jean-Luc Tissot, Jürgen Weiß und David Woynarowicz. Arbeiten von Thomas Lange werden als Hommage an Manfred Semelbauer gezeigt. Von Annie Leibovitz werden zwei Photographien ausgestellt, die Alf Boldtim Krankenhaus zeigen. Die Museumstunten hoffen mit der Gestaltung dieser Ausstellung einen kleinen Beitrag zur Information über AIDS zu leisten.

Kuratoren: Manfred Baumgart, Wolfgang Theis