Wenn heute eine deutsche Filmkomödie sechs Millionen Zuschauer ins Kino lockt, gilt das als Riesenerfolg. Hans Deppe verzückte 1950 mit seinem Schwarzwaldmädel sechzehn Millionen. Das Publikum liebte seine filme, die immer eine heile Welt vorgaukelten und Hans Deppe hatte ein untrügliches Gespür für die Wünsche des Publikums. Das machte ihn zu einem der erfolgreichsten Regisseure der 50er Jahre. Heute ist Hans Deppe vergessen. In die Filmgeschichte eingegangen ist er als einer der schlampigsten Regisseure, der die Regie auch schon mal an gute Freunde weiterreichte.
Mit Hans Deppe erinnern wir uns erstmals an einen schwulen Regisseur, dessen sexuelle Präferenz merkwürdigerweise kaum Spuren in seinen Filmen hinterlassen hat. Er führte, wie fast alle Schwulen in den repressiven Gründerjahren der Bundesrepublik, ein erzwungenes Doppelleben. Seine Homosexualität war in der Filmbranche bekannt und bespöttelt. Video Legenden erzählen von Deppes Versuch, diskriminierende Darstellungen von Schwulen im Film zu verhindern. Nach Max Colpets Erinnerungen soll er sich gegen den schwulen faschistischen Lehrer in Rossellinis Deutschland im Jahre Null gewendet haben, andere Quellen behaupten, dass er sich mit den gleichen Worten gegen Veith Harlans Anders als Du und Ich ausgesprochen habe.
Angefangen hat Deppe als Komiker und Charakterdarsteller am Deutschen Theater in Berlin. 1929 zu den Gründern der „Gruppe junger Schauspieler“, die als erstes deutsches Ensemble die Sowjetunion bereiste. Seine Vorliebe in weiblichen Rollen aufzutreten, konnte er im Kabarett Die Katakombe ausleben, zu deren Mitbegründer er 1929 zählte. Es folgten Rollen als Schauspieler im Film und sein Regiedebüt mit Schimmelreiter 1933. Deppe drehte, obwohl er der Polizei als Homosexueller bekannt und aktenkundig war, während des Dritten Reiches am laufenden Band Filme – mindestens drei pro Jahr. 1946 dreht er seinen ersten Nachkriegsfilm für die DEFA.
Anfang der 60er Jahre endete Deppes Karriere als Regisseur und seine zweite Theaterkarriere begann. So spielte er neben Helmut Griem in der Berliner Erstaufführung von Joe Ortons Seid nett zu Mr. Sloane. Jetzt hatte er auch endlich Zeit, sich seinem Hobby, dem Marionettentheater, zu widmen.
Hans Deppe starb am 23. September 1969 in Berlin.
Kurator: Wolfgang Theis