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Lebensgeschichten 2 – Und alles wegen der Jungs: Pfadfinderführer und KZ-Häftling Heinz Dörmer

3. Dezember 1994 – 14. Mai 1995

Gezeigt wird die Biographie eines Homosexuellen, der in deutschen Zuchthäusern und Konzentrationslagern während der Nazi-Zeit zehn Jahre lang eingesperrt war. Hein Dörmer war bei seiner Verhaftung im Mai 1935 erst 23 Jahre alt. Die Situationen seines Leidensweges lauten Columbiahaus, Prinz Albrecht Strasse, Zuchthaus Luckau, Emslandlager. Von dort wird er im Mai 1940 nach Verbüßung seiner Zuchthausstrafe von fünf Jahren zwar entlassen, jedoch im Herbst desselben Jahres bereits wieder ohne jedes neue Verfahren in vorbeugende Schutzhaft genommen. Heinz wird ins KZ Sachsenhausen eingeliefert, das er heute noch als „Hölle auf Erden“ bezeichnet. Als Glück empfand er, nach nur zwei Monaten ausgewählt zu werden, um das Lager Neuengamme bei Hamburg mit aufzubauen. In den vier Jahren, die er hier verbringen muss, erlebt er alle Widersinnigkeiten eines Konzentrationslagers, Folter und Grausamkeit, des Sadismus der SS und die unterschiedlichen versuche der Häftlinge, diese Grauen zu überleben. Er erlebt aber auch die Solidarität der Häftlinge. Die Freundschaft mit einigen anderen Homosexuellen, die als Politische mit der zusätzlichen Kennzeichnung 175 in der Lagerhierarchie Positionen einnehmen konnten, hilft ihm, die Zeit in Neuengamme zu überstehen.

Die Ausstellung bettet diese zehn Jahre im Leben Heinz Dörmers ein in seine Jugendzeit vor 1935 und sein Leben nach 1945. Neben seiner Ausbildung zum Musikalienhändler war es sein Engagement in der Jugendbewegung, das sein Leben bestimmte. Nach 1945 arbeitete er als Schauspieler und Inspizient  am Stadttheater Flensburg und später in Braunschweig. Aber wie für so viele Homosexuelle war für Heinz Dörmer die Zeit der Ausgrenzung und Verfolgung nicht zu Ende. In der Bundesrepublik wird er dreimal wegen seiner Beziehungen zu Jugendlichen verurteilt, das letzte Mal 1960 zu vier Jahren Haft.

Kurator: Andreas Sternweiler