In der Ausstellung wird der Lebensweg des heute 86-jährige Emigranten Richard Plant nachgezeichnet: die jüdische und sozialistische Familie in Frankfurt am Main, die Spannungen mit dem Vater wegen der Andersartigkeit des Sohnes, erste erotische Erlebnisse im Wandervogel und in der zionistischen Jugendgruppe.
Das intellektuelle Frankfurt, personifiziert in der Gestalt Siegfried Kracauers von der Frankfurter Zeitung, eröffnet ihm die Welt des Films, der Oper, der Zeitschriften und Literatur. An der Universität trifft er das freundespaar Oskar Seidlin und Dieter Cunz aus dem Kreis um Klaus Mann, die Richards Leben über Jahrzehnte hinweg begleiten sollten. Er studiert zusammen mit Hannah Ahrendt, Günther Stern, Theodor Adorno, Grete Weil, lernt Norert Elias kennen und bereitet eine Promotion über Hedwig Courts-Mahler vor. Diese wird ihjm jedoch 1933 verwehrt, sodass er Deutschland verlässt.
In Basel promoviert er über Arthur Schnitzler. Oskar und Dieter folgen ihm in die Emigration und auch 1938 in die USA. Ihren Lebensunterhalt bestreiten die drei in New York wie schon zuvor in der Schweiz mit dem Schreiben von Artikeln, Kriminalromanen, Kinderbüchern sowie Film- und Buchrezensionen.
Nach verschiedenen Jobs als Verkäufer, Organisator einer Emigrantenorganisation, Mitarbeiter an Klaus Manns Exil-Zeitschrift Decission und als Texter bei der psychologischen Kriegsführung gegen Hitler-Deutschland erreicht Richard plant 1947 eine akademische Anstellung, zuerst als Lektor, später Professor für deutsche Literatur am New York City College. Von Anfang an engagiert er sich in der amerikanischen Schwulenbewegung. 1986 erscheint seine Untersuchung über die Verfolgung der Homosexuellen in der Nazi-Zeit: the Pink Triangle (dt. Rosa Winkel. Der Krieg der Nazis gegen die Homosexuelle). Im Gespräch mit Andreas Sternweiler wird die schwule Welt in seinen drei zentralen Lebenssituationen Frankfurt, Basel und New York ausführlich dargestellt. Rückblicke auf Richard Plants Beziehungen, Freundschaften und Liebesabenteuer runden das Bild ab.
Kurator: Andreas Sternweiler