Schwul, intellektuell und kämpferisch – der Sexualwissenschaftler und Schwulenaktivist Martin Dannecker ist ein homosexueller Mann neuen Typs. In den 1960er Jahren schloss er sich in seinem extravaganten Lackmantel der Studentenbewegung an, riss 1971 mit Rosa von Praunheim die Schwulen aus dem Schlaf und sorgte 1974 mit Reimut Reiche dafür, dass man nachhaltig nicht um die offene Auseinandersetzung mit Homosexuellen umhinkommen würde.
„Faszination Sex“ begleitet den wohl bedeutendsten deutschen Theoretiker zur Homosexualität der Nachkriegszeit durch persönliche Etappen seines Lebens aus einer Bauernfamilie im Schwarzwald über seinen rotzschwulen Aktivismus in Frankfurt bis hin zu aufreibenden AIDS-Debatten. Gemeinsam mit einigen WegbegleiterInnen gewährt er Einblick in seine Lust an der Psychoanalyse, der Frankfurter Schule und dem kritischen Denken.
Martin Dannecker steht für progressive Sexualwissenschaft, materialistische Analysen zur Homosexualität, Sexualpolitik auf der Seite der Uneinsichtigen und Schwulsein voller Leidenschaft. Eine Theorie der Differenz, die kein museales Relikt der Geschichte werden sollte. Umso wichtiger, sich seiner Faszination für das Sexuelle ausgiebig hinzugeben.