Pünktlich zum zwanzigsten Todestag widmet das Schwule Museum Michel Foucault eine Ausstellung, die Leben und Werk des nach Jean-Paul Sartre wichtigsten französischen Denkers würdigt. Ihm ging es nicht um die Philosophie an sich, sondern um philosophieren als politische Betätigung, um Veränderung des Etablierten. Was die Frage aufwirft: Wie stellt man Philosophie im Museum aus? Der Kurator hat sich für das Prinzip der Collage entschieden, das durchaus auch eine Entsprechung in Foucaults historischen Untersuchungen findet.
Eine Installation aus Foucault-Zitaten empfängt den Besucher, verleitet ihn zum genauen Hinsehen, zum Lesen. Die Texte werden als grafisches Mittel eingesetzt, um das Gedankengebäude Foucaults anscha
To mark the 20th anniversary of his death, the Schwules Museum is dedicating an exhibition to the life and work of Michel Foucault. Next to Jean-Paul Sartre, Foucault may be seen as one of the most important men of French thought in recent history. For him, too, philosophy was a political act aimed at bringing about change. Food for thought – but how to present philosophy in a museum? The curator has chosen the collage as an appropriate form to show the selected material.
Visitors will thus be greeted with an installation made up of quotes, to entice them to (again) read Foucault’s texts. The first room has been wallpapered with some of his statements. In front of, but also on and around these is an added layer with text by followers and critics of Foucault. Nietzsche, Marx and Freud, who left traces in the philosopher’s work, are presented in a further installation. Against a wall filled with graffiti from 1968, two pillars are adorned with further collages. One pillar being dedicated to Foucault, the other to his opponent Sartre. On a high desk, placed in front of the pillars, texts are chosen that trace their relationship. This confrontation is framed by the artwork of Rinaldo Hopf who painted his watercolor on the pages of The Care of the Self and by collages made up of text and pictures relating to Foucault’s own involvement in political campaigns. The latter occupy another entire wall. Finally, enlargements of ancient Greek painting on vessels direct the spectator’s gaze to Foucault’s unfinished later work. Here the visitor is also led to the world of saunas and bathhouses.
The second room has been reserved for relevant works of art, books, documents, posters and photos which were thankfully loaned from the following institutions: Rade Museum at Schloss Reinbek, Merve Publishing House in Berlin, Suhrkamp Publishers in Frankfurt/Main as well as from the following institutions in Berlin: German Historical Museum, Police Historical Collection, Berlin Film Museum and Arsenal cinema.
Curator: Wolfgang Theis
ulich zu machen. Alle Wände des ersten Raums sind mit Texten tapeziert, wobei Passagen zur Sexualität überwiegen. Vor, auf und über diesen Texten lagert sich eine weitere Schicht der Foucault-Rezeption ab. Einschätzungen, Liebeserklärungen, aber auch gehässige Bemerkungen und Portraits von Zeitgenossen zieren die Stirnseite des Raumes. Flankiert werden sie von Nietzsche, Marx und Freud, deren Werke ganz unterschiedliche Spuren im Denken Foucaults hinterlassen haben. Maurice Henrys berühmte Karikatur Das Treffen der Strukturalisten, groß auf eine Stellwand appliziert, gibt Gelegenheit sich mit dem Strukturalismus und Foucault zu beschäftigen. Eine erkennungsdienstliche Vorrichtung aus dem 19. Jahrhundert, bestehend aus Stuhl, Kamera und Maßstab illustriert mit der vergrößerten Anfangsseite aus Überwachen und Strafen Foucaults bekanntestes Werk. Vor einer Wand mit Graffitis der Studentenbewegung aus dem Jahr 1968 ragen zwei Säulen mit Collagen. Auf der einen Foucault, auf der anderen sein Widersacher Jean-Paul Sartre, davor ein Pult mit Texten, die ihre Beziehung nachzeichnen. Gerahmt wird diese Konfrontation einerseits von der künstlerischen Arbeit Rinaldo Hopfs, der Foucault großformatig auf die Buchseiten von Die Sorge um sich aquarelliert hat, und andererseits von politischen Aktionen, die als Text- und Bildzitate eine ganze Wand einnehmen. Dazwischen von der Decke abgehängt Portraits der wichtigsten Freunde, Liebhaber und Vorbilder Foucaults mit biographischen Anmerkungen. Vergrößerte griechische Vasenmalerei lenkt das Auge auf das leider unvollendet gebliebene Spätwerk und gibt eine Passage frei, die den Besucher in die Welt der Saunen und Bäder führt.
Der zweite Raum ist für die Bücher, Dokumente, Plakate und Fotos reserviert, die vom Merve Verlag, Berlin, dem Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main und von vielen Privatpersonen überlassen wurden.
1959 hat der Schriftsteller, Afrikaforscher und Vorkämpfer für die Emanzipation der Homosexuellen, Rolf Italiaander, auf Betreiben von Foucault im Hamburger Institut français eine Ausstellung mit Kupferstichen afrikanischer Künstler organisiert. Foucault war damals für ein Jahr Direktor des Instituts. Die Exponate dieser Ausstellung konnten wir vom Museum Rade am Schloß Reinbek ausleihen. Sie sind seit der Hamburger Ausstellung erstmals wieder zu sehen. Ergänzt werden sie durch Italiaander-Fotos und Texten aus einem Brief Foucaults an Italiaander.
Die Hommagen-Reihe, die bisher vorwiegend schwule Regisseure, Schauspieler und Schriftsteller geehrt hat, erschließt sich mit der Foucault Präsentation neue Möglichkeiten. Leben und Werk Foucaults soll dem Besucher des Schwulen Museums nahe gebracht werden, ihn neugierig machen, ihn zum Lesen verführen aber auch dem Kenner des Werkes neue Aspekte eröffnen. Wichtige Exponate stammen vom Deutschen Historischen Museum, vom Filmmuseum Berlin und von der Polizeihistorischen Sammlung.
Kurator: Wolfgang Theis