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Nackte Scham und schöne Schande – Lothar Lamberts Underground: Bilder, Filme, Leben

11. Juli 2014 – 6. Oktober 2014

Eröffnung am 10. Juli um 19 Uhr mit dem Künstler und Jan Gympel

 

Kurator: Wolfgang Theis

 

Bislang fast 40 Filme in gut 40 Jahren, größtenteils aus der eigenen Tasche finanziert, als Produzent, Regisseur, Drehbuchautor, Darsteller und immer wieder auch als sein eigener Cutter, Kameramann, Tonmann, Verleiher: Der 1944 geborene Berliner Lothar Lambert hat ein einzigartiges Werk geschaffen, durch das er zu einem der bedeutendsten und bekanntesten Vertreter des „Undergroundkinos“ in Deutschland wurde. Kino über Sex und Sehnsüchte, Selbstverwirklichung und psychische Deformationen, Wünsche, Wohl und Wehe der Außenseiter, Aus-gestoßenen oder zumindest wenig Beachteten im (zunächst nur West-) Berliner Großstadtdschungel.

Dies alles gezeigt auf authentische, erschütternde, tragikomische Weise, entstanden meist ohne Drehbuch, mit Freund_innen und anderen Laiendarsteller_innen, aber auch immer wieder mit Auftritten von Prominenten wie Rainer Werner Fassbinder, Ingrid Caven, Norman Jewison, Jim Jarmusch oder René Koch.

Bei der Berlinale avancierte Lambert zum Stammgast – 17 seiner Werke liefen dort –, das Festival of Festivals in Toronto widmete ihm 1982 eine Retrospektive, im Fernsehen gab es wiederholt Werkschauen, Lamberts 1974 entstandenes Drama „1 Berlin-Harlem“ fand Aufnahme in die Sammlung des New Yorker Museums of Modern Art. In den letzten Jahren hat sich der ausgebildete Journalist, der jahrzehntelang freischaffend für fast alle Berliner Zeitungen tätig war und auch malt, zunehmend auf Dokumentationen verlegt – wobei er die Konventionen dieses Genres genauso wenig einhält wie jene des Spielfilms.

Längst sind jedoch alle seine Arbeiten auch zu Dokumenten des Zeitgeistes und damit der Zeitgeschichte avanciert, Werke eines Mannes, der sich nie als schwuler Regisseur verstand, sondern als Schwuler, der Filme macht – wobei Fragen von sexueller und geschlechtlicher Identität immer wieder eine Rolle spielten, jedoch undogmatisch beantwortet wurden: Jeder und jede soll doch einfach das tun, wo zu er oder sie Lust hat, sich nach Belieben kleiden, geben, lieben, leben. Lothar Lamberts Kino ist ein Plädoyer für Freiheit, Toleranz und alles „Queere“.

Am 24. Juli feiert Lothar Lambert im BrotfabrikKino  seinen 70. Geburtstag und zeigt seinen neuesten Film RITTER DER RISIKORUNDE (2012). Im Arsenal präsentiert die Stiftung Deutsche Kinemathek am 28.7. auf Wunsch von Lothar Lambert seinen Film WAS SIE NIE ÜBER FRAUEN WISSEN WOLLTEN und das Bundesplatzkino zeigt ebenfalls Filme von Lothar Lambert.

Im Schwulen Museum* wird es jeweils mittwochs um 18 Uhr Führungen mit dem Kurator Wolfgang Theis und Veranstaltungen Lothar Lambert geben.