Rosarot in Ost-Berlin. Erkämpfte Räume im Umbruch
Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans* Menschen, die in der DDR gelebt und sich für ihre Belange engagiert haben, sind heute oft vergessen. In der öffentlichen Erinnerung an die DDR werden sie ausgeblendet, homosexuelles Begehren und non-konforme Geschlechteridentitäten werden hier als Thema weitgehend ignoriert. In der queeren Szene wiederum, die diesen Erinnerungen Platz geben könnte, spielen die DDR und die dortigen politischen Auseinandersetzungen kaum eine Rolle.
Die Ausstellung „Rosarot in Ost-Berlin: Erkämpfte Räume im Umbruch“ macht diese Welt nun sichtbar: eine sehr aktive, vielfältige Szene für Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans* Menschen in Ost-Berlin. Sie zeigt die Räume und Orte, die von dieser Szene ab den 1970er Jahren erkämpft wurden; sie präsentiert, was die Aktivist*innen zum Handeln und zum Kämpfen bewegt hat; und sie diskutiert, wie sich diese Kämpfe nach 1989/90 veränderten.
Es geht um Lesben und Schwule in der Kirche, transsexuelle Gesprächskreise, Bart-Gruppen und Aids-Arbeitskreise. Es geht um die Klappe genauso wie den Theatersaal oder die Gedenkstätten in Ravensbrück und Sachsenhausen. Dabei geht es zwangsläufig auch um die staatliche Verfolgung, die rechtliche Situation und die öffentliche Wahrnehmung von Homosexualität in der DDR.
Die Ausstellung zeigt, wie facettenreich die Szene gerade in Ost-Berlin war: Mal feierten Schwule, Lesben, trans* Menschen und Bisexuelle gemeinsam, mal getrennt; es gab Wandergruppen genauso wie Künstler*innenkollektive oder Wissenschaftsnetzwerke. Auch die politischen Positionen zur DDR und zu den politischen Veränderungen 1989/90 gingen innerhalb der Szene stark auseinander.
Alle Gruppen aber kämpften für Anerkennung und Teilhabe und setzten sich für ihre Rechte ein. Durch ihr Engagement entstand zum Ende der DDR eine lebendige, vielfältige Szene, die mit Filmen wie „Coming Out“ oder dem Theaterstück „Ich bin schwul“ im Palast der Republik auch eine vorher ungeahnte Öffentlichkeit erreichte.
Doch in den 1990ern verschwanden viele der mühsam errungenen Räume – und mit ihnen oft auch die Gruppen, die sie erkämpft hatten. Wie vieles, was in der DDR aufgebaut und erstritten wurde, gingen sie im Tumult der Wiedervereinigung unter. Die „Besenkammer“, der „Sonntagsclub“ und der „Gesprächskreis Homosexualität in der Adventsgemeinde“ gehören zu den wenigen, die übrig blieben. An die anderen gilt es zu erinnern: an die vielen verlorenen Orte und an die Menschen, die sie möglich gemacht haben; an ihre Kämpfe, Inhalte und Anliegen. Dazu möchte die Ausstellung „Rosarot in Ost-Berlin“ beitragen.
Kuratiert von Lotte Thaa und Birga Meyer.
Informationen zur Ausstellung „Rosarot in Ost-Berlin: Umkämpfte Räume im Umbruch“ in Deutscher Gebärdensprache finden Sie in diesem Video:
Caption Foto:
Auftrittsutensilien der Kabarettgruppe „Hibaré“, die ab den 1970ern das Ost-Berliner Publikum begeisterte.
©SMU
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur