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Ehrenamtliche*r des Monats: Justus Henze

1. März 2022

Justus lebt gerne zwischen Büchern und hat sich deshalb für den Ehrenamtsdienst in unserer Bibliothek entschieden. Dort kann er nicht nur gut lesen, sondern auch immer mal wieder bereichernde Gespräche mit verschiedensten Menschen führen. Worüber Justus sich gerne unterhält und welche Ausstellung ihn dazu inspiriert hat, beim Schwulen Museum anzufangen, erfahrt ihr im Interview.

SMU: Stell dich doch mal kurz vor!

Justus: Ich bin Justus, ich bin jetzt 26 Jahre alt. Ich komme aus Berlin, war aber längere Zeit weg und bin seit Januar letzten Jahres wieder zurück und seit Oktober letzten Jahres als Ehrenamtlicher hier im Schwulen Museum. Ansonsten bin ich damit beschäftigt, mein Studium abzuschließen, was hoffentlich bald auch der Fall sein wird. Ansonsten bin ich viel in so stadtpolitischen Auseinandersetzungen aktiv, also bei Deutsche Wohnen und Co enteignen.

Was studierst du denn?

Ich habe VWL und Soziologie studiert und Urban Studies/Urbanistik. Und in dem ganzen Mix von verschiedenen Studienfächern kriegt man sehr gut die ganzen mietenpolitischen aber auch ökonomischen Themen unter – gleichermaßen war es mit aber auch möglich, mich mit queerer Geschichte zu beschäftigen.

Und wie bist du dann zum Schwulen Museum gekommen?

Als Gast der Ausstellungen zum Schwulen Museum an sich. Und als sehr sporadischer Nutzer der Bibliothek dann zu den anderen Arbeitsbereichen des Schwulen Museums. Ich war nicht so häufig hier, aber bei manchen Themen wie Emanzipationskämpfe und queere Bewegungsgeschichte in der Uni oder anderen Projekten, wurde mir das Schwule Museum in Gesprächen mit Freund*innen empfohlen und war dann eine der ersten Anlaufstellen, um mich tiefer mit diesen Themen zu beschäftigen.

Wieso machst du dein Ehrenamt in der SMU-Bibliothek?

Ich war nicht so häufig in der Bibliothek, aber jedes Mal, wenn ich dann da war, dachte ich mir, dass dieser Ort sicher genauso unterfinanziert ist wie alle andren Kulturräume in dieser Stadt auch, das heißt es wird bestimmt immer nach Mithilfe gesucht. Und dann hab ich in den Ausstellungsräumen den Aushang gesehen, dass ein Großteil der Arbeit des Schwulen Museums über Ehrenamtliche gestemmt wird. Und da dachte ich mir: „Okay, dieser Ort ist sehr wichtig für mich wichtig, für so viele Projekte und so viele Leute dieser Stadt. Es muss ja immer Personen geben, die das dann einfach offen halten und unterstützen. Warum nicht auch ich?!“ Und ich kam dann so dazu, einfach den Archivleiter anzuschreiben und zu fragen: „Hey, sucht ihr grade noch?“ Und weil ich dann auch über diesen Weg reinkam und meine Zeit grade ein bisschen knapp ist, bin ich jetzt einmal alle zwei Wochen als Ehrenamtsperson in der Bibliothek.

Und was machst du da genau?

Ne gute Zeit haben, sitzen und lesen. Ich glaub, das ist das Maßgebliche. Ich mach die Bibliothek auf, was nicht so lange dauert, begrüße die Gäste und die Nutzer*innen, die dann da sind und dann habe ich eigentlich zwei, zweieinhalb Stunden eine gute Zeit mit Kolleg*innen, Kaffee und guten Büchern. Deswegen ist das auch ein sehr schöner Dienst, finde ich, bei dem man einfach zwischen Büchern sitzen, herumstöbern und zwischendurch entweder mit den Nutzer*innen oder eben Kolleg*innen plaudern kann.

Apropos gute Bücher, hast du denn eine Bücherempfehlung?

Ja, also privat lese ich grade „Die Freiheit einer Frau“ von Edouard Louis, aber ich kanns noch nicht genau empfehlen oder mehr sagen, da ich erst auf Seite 15 bin. Aber ich habe sehr viel Gutes gehört und deshalb glaub ich auch, dass das etwas Spannendes wird.

Was war denn deine Lieblingsausstellung im SMU?

Ich glaub, meine Lieblingsausstellung und der Anstoß dann wirklich auch nochmal hier nachzufragen und die Arbeit hier zu unterstützen war „Rosarot in Ostberlin“. Ich war da, glaub ich, im letzten Herbst drinnen und war extrem begeistert von der Ausstellung. Das war die Ausstellung zu queeren, schwulen, lesbischen Orten in der DDR. Die Konzeption war sehr  ansprechend und auch ästhetisch klasse und das Thema, der geschichtliche Verlauf, in einem emanzipatorischen, aber auch gleichzeitig repressiven System, wahnsinnig spannend und in der Ausstellung sehr gut aufgearbeitet. Ich hab auch viel gelernt, was ich noch gar nicht wusste.

Und dann als Abschluss, was würdest du dir denn für das Museum wünschen?

Ich würde mich total freuen, wenn das Museum, noch mehr als es das eh schon ist, ein offener Raum für die ganze Stadtgesellschaft wird und halt auch neben dem Museum, Kunst- und Kultur- und Geschichtsraum, wo man für den Besuch herkommen kann und auch Leute trifft, noch mehr Begegnungsort wird. Weil ich glaube, für die Szene verschwinden auch immer mehr Räume, auch durch Mietendruck und durch sonstige Entwicklungen, die wir alle kennen. Und das Schwule Museum macht das auch schon richtig doll und richtig viel, sich zu öffnen und viele Gruppen aus der Stadt hierher einzuladen. Und wenn das noch mehr passieren kann, wenn dann jetzt auch hoffentlich bald diese Pandemie besser wird, das würde mich sehr freuen.