80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück
In Ravensbrück (Brandenburg) befand sich von 1939 bis 1945 das größte Frauen Konzentrationslager Nazideutschlands. Über 130.000 Frauen wurden hier gefangen gehalten. Zehntausende starben an Hunger, Krankheiten, rücksichtsloser Ausbeutung und direkt durch die Hand des Wachpersonals. Die Gedenkstätte begeht jährlich den Tag der Befreiung des KZ Ravensbrück durch die Rote Armee am 30. April 1945.
Die Lesben in der Kirche und das Gedenken in Ravensbrück
Die evangelische Kirche in der DDR wurde spätestens seit Beginn der achtziger Jahre zu einer Anlaufstelle für viele oppositionelle Menschen und Gruppen, da sie als einzige Institution vom staatlichen Zugriff relativ unabhängig war. Auch eine Gruppe von Lesben nutzte die kirchlichen Räume für ihre Treffen.
Das Programm der Lesbengruppen war von Aktivitäten unterschiedlicher Tragweite und Bedeutung geprägt. Ihre einschneidendsten Erfahrungen machten die lesbischen Frauen im März 1984 und im April 1985 bei ihren Versuchen, in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück der homosexuellen Opfer des NS zu gedenken. In beiden Jahren wurde ihr Vorhaben von der Staatsmacht sabotiert.
Nach der Gedenkveranstaltung 1984 wurde der von den Frauen niedergelegte Kranz entfernt, ebenso die Seite des Gedenkbuches, auf der die Gruppe ihr Gedenken artikuliert hatte. Auf die Eingabe der Frauen antwortete der Minister der Kultur, dass Gedenkschriften von „nicht staatlich anerkannten Gruppen entfernt werden“.
Trotz dieser Erfahrung wollten die Lesben im April 1985 an der Gedenkfeier zum 40. Jahrestag der Befreiung des KZs teilnehmen. Aber schon bei der Ankunft in Fürstenberg wurden die Frauen von der Polizei festgehalten und ihre Ausweise eingezogen. Stundenlang wurden sie einzeln verhört und ohne die Gelegenheit, die Gedenkstätte zu besuchen, nach Berlin zurückgeschickt.
Die hier präsentierten Fotos aus dem Archiv des Schwulen Museums dokumentieren ihren Aktivismus mit eindringlichen Bildern. Im Zentrum steht die Abbildung einer der vier Gedenkkugeln, die zwischen 2015 und 2022 hergestellt wurden. Das kugelförmig angelegte Mahnmal trägt die Inschrift: ,,In Gedenken an die verfolgten und ermordeten lesbischen Frauen und Mädchen. Ihr seid nicht vergessen.“
Seit 2017 ist diese Gedenkkugel als Dauerleigabe im Besitz des Schwulen Museums und hat ihren Platz auf dem Gelände der Gedenkstätte gefunden.
Bild: Gedenkkugel zur Erinnerung an die lesbischen Gefangenen im Konzentrationslager Ravensbrück 2017, Foto: Paul Sleev, Archiv Schwules Museum