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Objekt des Monats: Anschreiben für eine Wohnungsbewerbung von Frank Ripploh und Filmstills aus „Taxi zum Klo“

1. Februar 2022

Eine maschinengeschriebene Bewerbung für eine Wohnung in Berlin, ein Beamtenstatus wird erwähnt, Rechtschreibfehler lassen sich auch finden. Doch was sucht so ein Schreiben im Archiv vom Schwulen Museum? Ganz einfach, die Unterschrift unter dem Schreiben kommt von Frank Ripploh, Schauspieler, Regisseur und zudem Deutschlehrer. Doch Beamter wurde er nie, auch wenn er vielleicht davon geträumt hat.

Sein Film „Taxi zum Klo“ brachte den Lehrer 1980 auf einen Schlag zur weltweiten Bekanntheit. Nicht nur in Deutschland wurde der Film mit positiven Kritiken überhäuft, auch in Frankreich und den USA erregte er sehr viel Aufmerksamkeit. Dass diese nicht immer nur positiv war, ist beim Inhalt des Films leicht zu verstehen. Ripploh schaffte es, halb-autobiografisch, das Leben eines schwulen Pärchens darzustellen, mit all den Höhen und Tiefen, die die meisten Beziehungen kennen – und eben auch mit Sexualität, die den Grundstein der meisten Konflikte im Film bildet. Durch die witzige, trockene und gefühlvolle Darstellung der Hauptdarsteller schaffte er es, Empathie und Verständnis zu wecken und so nicht nur das schwule Publikum anzusprechen. Doch die Schulbehörde konnte man mit solchen schwulen Bekenntnissen nicht überzeugen.

„Taxi zum Klo“ war nicht Ripplohs erste Erfahrung mit der Öffentlichkeit. Schon zuvor hatte er durch kleinere Schauspiel-Projekte und seine Dia-Show „Blutsturz oder wie ein Stern in der Nacht“ mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In der Show wurden viele explizit sexuelle Bilder gezeigt, was teilweise zu Bestürzung im Publikum führte. Im Rahmen der Vorführung dieser Dia-Show wurde er dann von einem Reporter angesprochen, und wurde so Teil der deutschlandweiten Stern-Reportage „Ich bin Schwul“.

Dieser Report führte dazu, dass die Schulbehörde ihn von seinem Dienst enthob, doch Ripploh wehrte sich dagegen. Zunächst auch mit Erfolg, bis ihm im späteren Verlauf krankheitsbedingt doch die Verbeamtung untersagt wurde. Er selbst war sich sicher, dass das nicht der wirkliche Grund war. Und so gab Ripploh seinen Job als Lehrer auf, den er mit viel Passion ausführte, und gab sich voll und ganz seiner anderen Leidenschaft hin, dem Film.

Ripplohs Film schaffte es, wie bis dato kein zweiter, eine Beziehung zwischen zwei Männern, mit aller Intimität und allen Streitigkeiten so darzustellen, wie es selten passierte: das Schwulsein nahm eine Nebenrolle ein. Frank zeigt sich in seinem Beruf, beim Kaffeeklatsch, beim Bowlen mit Kolleg*innen und eben auch beim Sex mit Männern. Und so explizit die Szenen auch sind, laut Ripploh haben diese Darstellungen nichts Pornografisches oder Aufreißerisches, sondern sind einfach grundlegender Bestandteil des Alltags von Frank. So wie auch Diskriminierung aufgrund der Sexualität Teil des schwulen Alltags ist.

Und so wurde zwar nichts aus dem Plan Ripplohs, wie er in „Taxi zum Klo“ sagt, sich von seiner Lehrer-Pension im Alter junge Freier zu bezahlen. Doch Stattdessen produzierte und er noch weitere Filme, war schauspielerisch aktiv, schrieb für Magazine und verbreitete somit weiterhin seine kreativen Arbeiten. Und wenn man sich das Schreiben so anschaut und die kreativen Werke bedenkt, ist es vielleicht doch besser, dass Ripploh nicht mehr als Deutschlehrer arbeitete.

Schreiben aus der Bewerbung über eine Wohnung aus dem Jahr 1975, so wie Filmstills aus Ripploh’s „Taxi zum Klo“, Foto: Julia Heuser/ SMU