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Objekt des Monats August: Annie Sprinkles Dissertation

1. August 2019

Annie Sprinkle rühmt sich, Sex auf mehrere Tausend Arten erlebt zu haben. Ähnlich vielseitig wie ihr Sexleben ist sie auch als Person: „Ich bin vieles, was viele Menschen liebend gerne hassen: Ich bin eine Frau, ich bin eine Hure, ich bin eine Künstlerin, ich bin jüdisch, ich bin eine sehr runde Frau.“ Bekannt wurde Sprinkle in den 1980er und 90er Jahren vor allem als Pornodarstellerin und Performance-Künstlerin. Bei ihrer legendären Arbeit A Public Cervix Announcement lud sie das Publikum dazu ein, sich durch ein Spekulum ihren Gebärmutterhals anzusehen. Durch diese öffentliche Inszenierung klärte sie nicht nur über Anatomie auf, sondern machte auch auf männliche Schaulust aufmerksam.

Das gesammelte Wissen aus einer dreißigjährigen beruflichen Beschäftigung mit Sexualität gab Sprinkle im Jahr 2002 mit ihrer Dissertation Providing Educational Opportunities to Sex Workers weiter. Am Institute for Advanced Study of Human Sexuality in San Francisco führte sie eine empirische Studie mit 150 Sexarbeiter*innen durch. Die Forschungsergebnisse bildeten dabei die Grundlage der Doktorarbeit und dienten gleichzeitig der Entwicklung eines dreitägigen Kurses für Sexarbeiter*innen mit dem vielsagenden Titel „The SWEAT – Sex Worker Education and Training“. Neben einer Aufarbeitung von Sexarbeit in geschichtlicher und juristischer Hinsicht ging es ihr dabei um eine Entstigmatisierung sowie um rechtlichen Schutz von Sexarbeiter*innen.

Über den Nachlass des Frankfurter Callboys Stefan Hölsmann erhielt das Schwule Museum vor kurzem die annotierte Dissertation von Annie Sprinkle. Als unser Objekt des Monats stellen wir sie den ganzen August über im Café des Schwulen Museums aus. Anschließend wandert sie in die Raritätenabteilung unserer Bibliothek im ersten Stock und freut sich auf Leser*innen.