Anfang der 1980er Jahre strickte die überzeugte Lesbe Ulrike Lachmann einen Wollpullover mit viel Liebe und trug ihn die folgenden Jahre mit noch mehr Überzeugung. Der lesbische Strickpulli ist mit viel lesbischer und queerer Geschichte und Symbolik versehen: Frauenzeichen, Lesbenzeichen, Rosa Winkel, Doppelaxt und zu- bzw. abnehmender Mond – genauer: Mondin – wechseln sich in farbenprächtigen horizontalen Streifen ab.
Auch die Farben sind ganz im Zeichen des Feminismus gehalten: bunt. Herzen sind ganz bewusst im Lila der Zweiten Welle der Frauenbewegung gestrickt. Ein offenes Zeichen der Sichtbarkeit, immer nach dem Motto: „Feminismus ist die Theorie, Lesbischsein die Praxis“. Als Kleidungsstück ist er dazu gemacht, das Private als politische Einstellung in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Klar, dass der Pulli aus reiner Wolle dabei etwas kratzig ist – bloß nicht zu flauschig und konform zum Patriarchat stehen.
Nun geht der lesbische Strickpulli in den Besitz des Schwulen Museums über und wird als Objekt des Monats erstmals im Café des Schwulen Museums ausgestellt. Danach geht er ins Archiv über, wo er natürlich mit größter Sorgfalt aufbewahrt wird, ganz gemäß der kurzen aber liebevollen Pflegeanleitung von Ulrike Lachmann. Am wichtigsten: ein Streifen Antimottenpapier, das jedes halbe Jahr zu wechseln ist. Machen wir, versprochen. Und freuen uns schon darauf, ihn immer mal wieder hervorzuholen und der Welt zu zeigen.