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Objekt des Monats Mai: Leather-Pride-Flagge

1. Mai 2019

Eigentlich wollte Tony DeBlase am 28. Mai 1989 bei der Wahl zum 11. International Mr. Leather  in Chicago nur einen ersten Entwurf vorstellen: die Idee für eine Leather-Pride-Flagge, ein gemeinschaftliches Symbol für die wachsende Leder- und BDSM-Szene.

Vorbild war Gilbert Bakers „Mutter aller Pride-Flaggen“, die Regenbogenfahne, angepasst für die Lederfans: Insgesamt 9 horizontale Streifen, vier blaue, vier schwarze und ein weißer in der Mitte. Im oberen linken Quadranten prangt ein rotes Herz. (Den Mittelstreifen hatte sich DeBlase eigentlich auch rot vorgestellt, aber davon konnte ihn ein befreundeter Grafiker abbringen.)

Der Entwurf sollte die Diskussionsgrundlage werden für ein neues Erkennungszeichen der Community, nicht mehr und nicht weniger. Doch die Szene war begeistert und machte sich die Flagge sofort zu eigen. Schnell nahmen sie die ersten amerikanischen Leder-Clubs in ihre Logos auf, von da aus ging sie um die Welt und weht dort bis heute. Inzwischen gibt es auch lokal angepasste Varianten, etwa eine kanadische und eine australische.

Im Unterschied zu Baker und seinem Regenbogen hat DeBlase die Bedeutung der einzelnen Farben seiner Flagge nie erklären wollen. Er überließ es lieber den Menschen selbst, sein Design mit Bedeutung oder Symbolik zu füllen.

Die Leather-Pride-Flagge steht am Anfang einer langen Reihe von ähnlichen Flaggen und stellt einen Wendepunkt dar in der schwul geprägten Geschichte der Leder- und BDSM-Bewegung: Weg von diskreten Erkennungszeichen nach Innen (wie zum Beispiel den legendären Hanky-Tüchern), hin zu einer Sichtbarkeit nach Außen, sowohl in der Szene selbst, als auch in der Mehrheitsgesellschaft.

Neben der Flagge als Objekt des Monats stellen wir im ersten Stock in der Bibliothek entsprechende Flyer, Aufkleber und Magneten aus.