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Objekt des Monats November: „Du & Ich” Band 1, 2 und 493

1. November 2019

Schätze aus dem SMU-Archiv:

Das „Nachseptemberheft”

Schon in den 1950er Jahren gab es Versuche, in der Bundesrepublik „homophile“ Zeitschriften zu publizieren. Doch die meisten wurden schnell verboten,  keine konnte sich über einen längeren Zeitraum etablieren – es sei denn, sie wurde als „Bückware“ unter dem Ladentisch verkauft. Das änderte sich mit der Reformation des § 175 am 1. September 1969 – plötzlich war es legal, Homo-Zeitschriften zu verlegen und zu verkaufen.

Foto: SMU

Die erste am Markt war noch im selben Jahr Du & Ich – ein „Magazin für Freunde von heute“, wie es im Untertitel hieß, oder später: „eine Zeitschrift für kultivierte Menschen in einem aufgeklärten Zeitalter“. Gerne wurde es auch das „Nachseptemberheft” genannt, mit direktem Bezug auf den Zeitpunkt der Paragrafenschwächung.

Der erst Band erschien am 1. Oktober 1969 unter dem Chefredakteur Thomas Ralf Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels  – eine eher züchtige Angelegenheit mit viel Text und wenigen Bildern.  So wurde der Freiherr schon zur zweiten Ausgabe mit dem 25 Jahre alten „katholischen Geistlichen“ („Der Spiegel“) Udo J. Erlenhardt ersetzt, der die Texte mutiger werden ließ und die Männer auf den Bildern nackter.  Es folgten Chefredakteure wie Alexander Ziegler, Dirk Ludigs und Andreas Hergeth – und ein ständiger Spagat zwischen ernsthaftem Journalismus und Softsex-Schau. Bis 2007 erschien das Heft monatlich, mit der beginnenden Medienkrise ging es dann in den Zweimonatsrhythmus. Verlegt wurde „Du und Ich“ erst vom Leine-Verlag in Hannover, später wurde das Heft vom Jackwerth-Verlag („Magnus“, „Siegessäule“) übernommen. Nach dessen Auflösung ging die Zeitschrift zusammen mit „Siegessäule“ und „L-Mag“ im Mai 2012 an den neu gegründeten Berliner Verlag Special Media SDL.

Im Juli 2014 war mit der Ausgabe 493 nach knapp  45 Jahren Schluss und „Du & Ich“ stellte sein Erscheinen ein – wie vorher schon „Adam“ und einige Jahre später „Männer (aktuell)“. Der deutsche Markt für schwule Kauf-Zeitschriften erwies sich auf einmal wieder als nahezu unbezwingbar, nicht zuletzt wegen der starken Konkurrenz aus dem Internet und dem Gratisblätterwald.

Keine aber hat so lange durchgehalten wie „Du & Ich“, weswegen wir sie 50 Jahre nach dem ersten Heft zu unserem Objekt des Monats küren.  Das Schwule Museum stellt den ganzen November lang die ersten beiden Bände und die allerletzte Ausgabe im Museumscafé aus.