Am 22. September 2002 entschieden die Stimmberechtigten des Kantons Zürichs über die Einführung eines Gesetzes für gleichgeschlechtliche Paare – ein historischer Moment, da es sich dabei um die weltweit erste Volksabstimmung dieser Art handelte. Mit einem Stimmenanteil von 62,7 % (239.328 Ja- gegen 142.356 Nein-Stimmen) wurde das Gesetz deutlich angenommen.
Somit war der Weg für ein nationales Gesetz geebnet, das schließlich im Jahre 2005 zur Abstimmung gelangte. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich der (eigentlich konservative) Kanton Zürich noch progressiver und unterstützte die Gesetzesvorlage mit einer Zustimmung von 64,33 % (308.258 Ja / 170921 Nein). Auch die Anzahl der Gemeinden im Kanton Zürich, die mehrheitlich zustimmten, stiegen von 156 im Jahre 2002 auf 168 im Jahre 2005 (von insgesamt 179). Gesamtschweizerisch wurde das Gesetz mit 58,04 % Ja-Stimmen deutlich angenommen und in 19 von 26 Kantonen überwiegten die Ja-Stimmen.
Das Objekt des Monats September zeigt das Symbol der Ja-Kampagne für die Abstimmung von 2005 als Pin: ein orangefarbenes „&“-Zeichen. In den Monaten vor dem Abstimmungssonntag war es fast omnipräsent und alle wussten, auch ohne Textzusatz, was damit gemeint war. Dies war ein deutlicher Vorteil gegenüber der Nein-Kampagne, die mit den üblichen altbackenen Stereotypen versuchte, das Gesetz zu verhindern.
Bereits die gewonnene Abstimmung im Kanton Zürich 2002 kam einem Befreiungsschlag gleich. Am Montag nach der Abstimmung gratulierten mir Kolleg_innen spontan zu „unserem Erfolg“; Kolleg_innen, die mich zuvor nie auf meine (offene gelebte) Homosexualität angesprochen hatten.
Der Kanton Zürich zeigte sich 2016 nochmals von seiner LGBT-freundlichen Seite, als es darum ging, in der Kantonsverfassung zu verankern, dass die Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden könne. Die von einer klerikal-konservativen Kleinstpartei erzwungene Abstimmung wurde mit gut 82 % Nein-Stimmen äußerst deutlich gewonnen.
Text: Mario Russo, Ehrenamtlicher Mitarbeiter Archiv/Bibliothek