Thao Ho hat im Schwulen Museum als Volontärin gearbeitet und sich dabei vor allem auf transnationale queere Bewegungen und Praktiken des Erinnerns fokussiert. Ihr aktivistischer Input, vor allem auch die Stimmen der asiatischen Diaspora in Deutschland vor dem Hintergrund intersektionaler Diskriminierung zu stärken, hat das SMU inspiriert und bereichert. Auch unser Schätzchen des Monats ist im Kontext ihrer Arbeit wieder aufgetaucht…
Stell dich doch mal in drei kurzen Sätzen vor: woher kommst du, was machst du, was beschäftigt dich?
Ich bin in Berlin aufgewachsen und war in den letzten 1 ½ Jahren wissenschaftliche Volontär*in am Schwulen Museum, wo ich zu alternativen Archivpraxen, transnationalen queeren Bewegungen (AIDS), Queerness in Vietnam und queerem BIPOC* Storytelling geforscht habe.
Welchen Tätigkeiten bist du denn im Museum nachgegangen? Was hast du besonders gerne hier gemacht?
Ich habe hauptsächlich in den Bereichen Archiv und Bildung gearbeitet. Zu meinen Aufgaben gehörten zum Beispiel Archivbestellungen ausheben, Führungen buchen, Archivanfragen bearbeiten von Theater, Filmproduktionen, Künstler*innen…Darüber kam ich mit vielen interessanten Leuten in Kontakt, wie zum Beispiel Tarek Shukrallah. Tarek habe ich über das Outreach-Projekt, das von Carina Klugbauer und Panda Ortmann initiiert wurde, kurz nach meinem Arbeitsbeginn am Museum kennengelernt. Seitdem arbeiten wir im SMU-Archiv zum Thema “Queere BIPOC Geschichten archivieren.”
Vor welche Herausforderungen hat dich deine Arbeit am SMU gestellt?
Das Schwule Museum ist ein besonderer bewegungsgeschichtlicher und künstlerisch-aktivistischer Ort, und hier zu arbeiten hat mich sehr viel zum Nachdenken gebracht und auf verschiedene Weisen inspiriert. Es treffen verschiedene Generationen, Verständnisse von Inklusion und Aktivismus und Machtverhältnisse aufeinander. Das führt manchmal zu Konflikten, das ist aber nicht unnormal und manchmal notwendig. Auch verschiedenen Arbeitsbereichen, dem hohen Workload und verschiedenen Stimmungslagen am Haus, vollzeit ausgesetzt zu sein und diese zu navigieren, hat mich schon herausgefordert.
Stell uns doch bitte dein Schätzchen vor!
Mein Schätzchen ist ein Brief von 1998 aus West Java, Indonesien, den ich bei meiner Recherche zu AIDS-Aktivismus in Südostasien gefunden habe. Der Brief ist an Manfred Baumgartner gerichtet, einem der Mitbegründer des Schwulen Museums. In dem Brief schreibt der indonesische Aktivist über seinen Besuch in der Bibliothek des Schwulen Museums (damals noch am Mehringdamm) und wie schön es war, sich kennengelernt zu haben.
Und was verbindet dich mit deinem Schätzchen?
Die Leichtigkeit… In dem Brief berichtet der indonesische Aktivist aber auch von den May 1998 Riots in Indonesien und von der Angst, in die Stadt hinauszugehen, von gay magazines zum Tauschen, und die Hoffnung, sich bald mal wiederzusehen. Der Brief fühlt sich irgendwie an wie eine warme, solidarische und zeitübergreifende Umarmung.
Welche Schätzchen fehlen dir im Museum?
Letztens habe ich mit Samuel Perez, einem der Kuratoren der Ausstellung “Ocaña. Der Engel, der in der Qual singt” / darüber gesprochen: mehr Sound!