Von außen eine unscheinbare, harmlose Apfelsinenkiste – aber wenn man durch das Peep-Hole hineinguckt: Eine schummrig beleuchtete Szenerie, links ein nackter Kerl, der zu allem bereit ist, und rechts am Pissoir ein Lederkerl, der es einfach laufen lässt. Und was bedeutet der Schatten rechts hinter dem Spiegel?
Die Hamburger Künstler Manfred Dübelt und Jörg Marx (DÜMADISSIMA) haben das Kunstprojekt „Paulines Hammer“, ein Modellnachbau einer öffentlichen Toilette – also einer „Klappe“ – mit Porzellanfiguren, Beleuchtung und Wasserkreislauf geschaffen. Gewürdigt werden sollen damit der Schauspieler, Dramaturg und KZ-Überlebende Harry Pauly und der Schauspieler und Theaterintendant Corny Littmann (Schmidts Tivoli).
In Hamburg galt seit 1961 ein Klappenverbot, dessen Einhaltung durch Polizisten und Zivilfahnder kontrolliert wurde. Verantwortlicher Innensenator der Hansestadt war damals Helmut Schmidt. Durchgesetzt wurde das Verbot u.a. dadurch, dass Polizisten durch halbdurchsichtige Spiegel das Treiben auf den öffentlichen Toiletten beobachteten. Die Schwulen kamen dahinter. Aber erst 20 Jahre später kam es zu einem symbolträchtigen Protest-Akt:
In dem schwulen Stadtbuch Hamburg mit anderen Augen (Männerschwarm Verlag) berichtet Corny Littmann über die sogenannte „Hamburger Spiegelaffäre“: „Pauline Courage (Anm.: Harry Pauly) reichte uns einen schweren Hammer heraus, und wir sind dann runter in die Klappe unter dem Spielbudenplatz an der Taubenstraße. Mit dem Hammer haben wir nacheinander auf den Spiegel eingeschlagen.“
Manfred Dübelt und Jörg Marx übergaben „Paulines Hammer“ im November dem Archiv des Schwulen Museums. Ab Anfang 2019 wird die Miniatur-Klappe in unserer Ausstellung „Tapetenwechsel“ zu sehen sein.