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Frisch restauriert: „Badende Fischerknaben in der Blauen Grotte bei Capri“

14. Juni 2018

Bei Badende Fischerknaben in der Blauen Grotte bei Capri handelt es sich um eines der berühmtesten und wertvollsten Kunstwerke in der Sammlung des Schwulen Museums. Von Ferdinand Flohr um 1837 geschaffen, dokumentiert es, wie Süditalien sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur angesagten Projektionsfläche für (homo)erotische Sehnsüchte entwickelte. Die Grotte wurde 1926 vom schwulen August Kopisch beim Schwimmen entdeckt. Er propagierte seine Entdeckung als „Weltwunder“ und pries unter der Hand auch die lokalen „käuflichen Streuner“ – was umgehend Persönlichkeiten wie August von Platen, Hans-Christian Andersen und Johann Winckelmann anzog.

Letzterer war zuerst noch von den braungebrannten, muskulösen Körpern nicht sonderlich beeindruckt, revidierte aber sein Urteil über das nun „schöne Gewächs“ der Einwohner Neapels und Capris, man kann nur mutmaßen warum.

Der Maler Flohr fängt in seinem Bild diese unterschwellige Erotik des Ortes durch die Darstellung angezogener und halb-bekleideter Männer ein.

2008 kam das Gemälde mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und anderer Geber aus der Sammlung Andreas Sternweiler zu uns. Sie war lange in der der Dauerstellung des Museums am alten Standort Mehringdamm zu sehen und zierte prominent das Titelbild des Ausstellungskataloges Selbstbehauptung und Beharrlichkeit: 200 Jahre Geschichte. Zuletzt war das Werk 2017 in der Ausstellung Winckelmann – das göttliche Geschlecht zu sehen. (Aus dem Katalog stammt auch die Formulierung „käufliche Streuner“.)

Da sich zunehmend Risse und kleinere Brüche zwischen den Fischern und Felsen zeigten, wurde nach Ende der Winckelmann-Ausstellung beschlossen, das Bild einer umfassenden Restaurierung zu unterziehen. Außerdem sollte die bisher eher improvisierte Rahmung durch eine dauerhafte und stilistisch angemessene Lösung ersetzt werden.

Mit großzügiger Unterstützung von über 4.000€ durch die Kulturstiftung der Länder und Spendengelder in Höhe von 3.700€, die dank des Einsatzes der Archivleitung und der SMU-Mitarbeiter_innen im Zuge der Winckelmann-Ausstellung gesammelt werden konnten, wurde die Restaurierung von Dorothée Beckmann-Budczinski Ende 2017 in Angriff genommen. Inzwischen erstrahlt das Bild wieder in neuem Glanz. Aktuell befindet sich das Gemälde beim Rahmenbauer Olaf Lemke in Schöneberg.

Im Juli 2018 wird das Gemälde ins Museum zurückkehren – leider erst einmal zurück ins Kunstarchiv. Wann und wo das Bild in einer Ausstellung wieder für die Allgemeinheit zugänglich wird, muss sich im Laufe der kommenden Planungen entscheiden.

Auf dem Foto sieht man Jörg Krüger (r.), Leiter des Bereichs Werkstatt und Kunstarchiv, zusammen mit Andreas Sternweiler höchstpersönlich (Mitte) zu Besuch bei Olaf Lemke, um die neue Rahmung zu begutachten.

Text und Bild: Bastian Neuhauser