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Einlenken mit Beigeschmack. Zur Kehrtwende der Deutschen Bahn.

11. Mai 2016

Gestern Nachmittag (Dienstag) wurden wir vom LWL-Museum darüber informiert, dass das Plakat der „Homosexualität_en“-Ausstellung mit Heather Cassils nun doch für Werbeflächen innerhalb der Bahnhöfe der Deutschen Bahn AG freigegeben wurde. Wir begrüßen die Entscheidung der Deutschen Bahn, kritisieren aber deutlich die Folgen der vorläufigen Absage für das LWL-Museum und die konfuse Kommunikation der Deutschen Bahn.

Grundsätzlich freuen wir uns sehr über diese Entscheidung der Deutschen Bahn AG und besonders über die breite Solidarität und Rückendeckung von der Lokalpresse in Münster sowie von überregionalen Tageszeitungen und internationalen Medien. Dieser Vorfall bestärkt uns nur mehr in unserem Auftrag, weiterhin für die Sichtbarkeit und Akzeptanz von LGBT*I*Q*-Geschichte und Kultur in der breiten Öffentlichkeit einzutreten und zu kämpfen.

Damit ist diese Sache für uns aber nicht erledigt. Denn die Firma Ströer – die für die Bahn die Werbeflächen verwaltet – hat die ursprünglich vorgesehenen Werbeflächen nach der Absage bereits an andere Kund_innen vermietet. Das bedeutet de facto, dass die Plakate trotz Freigabe erst einmal nicht an prominenter Stelle in deutschen Bahnhöfen hängen werden. Das LWLMuseum muss also mindestens zu Beginn der Ausstellung auf Restflächen zurückgreifen, ganz davon abgesehen, dass es bereits seine Kampagne hatte ändern müssen. Eine Kompensation für den Ausfall dieser fest eingeplanten Werbeflächen wurde seitens der Bahn nicht angeboten.

Die Kommunikationsstrategie der Deutschen Bahn hinterlässt bei uns ebenso einen bitteren Nachgeschmack. Am 10. Mai um 11:38 teilte der offizielle Twitter-Account der Deutschen Bahn noch mit, dass es sich um ein sexistisches bzw. freizügiges Plakat handeln würde, das von der Abteilung Motivprüfung abgelehnt werde. Keine fünf Stunden später erreichte uns dann die Nachricht, dass diese Bedenken im Gespräch der DB-Presseabteilung mit dem LWL-Museum ausgeräumt wurden – was nicht nur bei uns den Eindruck hinterlässt, die Deutsche Bahn habe ihre Position nicht aus Gründen der Einsicht revidiert, sondern um einen Imageschaden abzuwehren. Da die Plakate trotzdem nicht aufgehangen werden können, ist das Einlenken der Bahn für uns nur ein schwacher Trost.

Da sich dieser Vorfall um sehr grundsätzliche Fragen zur Sichtbarkeit von LGBT*IQ* dreht, halten wir unsere Einladung gegenüber der Deutschen Bahn AG weiterhin aufrecht, mit uns eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zu gestalten: Entweder in Münster im Rahmen der Ausstellung oder zu einem für die Deutsche Bahn AG passenden Zeitpunkt in Berlin.

Die Ausstellung „Homosexualität_en“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster findet vom 13. Mai zum 4. September 2016 statt.