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Interview mit Davide Pighin (LET’S MAKE COMICS)

14. Juni 2018

Hey Davide. Du hast vor einen Workshop in Kooperation mit Jugend im Museum e.V. zu organisieren, vom 5. bis 7. Juli. Erzähl mir doch etwas über dich, wer du bist, als Person und Künstler, und was dich hierherbringt.

Also ich komme aus Udine, zwischen Venedig und Triest. Ich habe in Bologna, in der Kunsthochschule Comiczeichnung studiert und außerdem Fremdsprachen und Literatur in Udine, Padua, Florenz und Clermont-Ferrand. Ich bin also sowohl Comic Künstler, Zeichner, als auch Schriftsteller. Normalerweise kreiere ich Text und Bild, bin also im kompletten Entstehungsprozess von Geschichten involviert.

Kommen diese beiden Teile auch in dem Workshop vor, den du organisierst? Was sind deine Pläne für das Projekt?

Es ist ein dreitägiger Workshop, mit insgesamt 12 Stunden. Wir werden auf alle Fälle viel darüber lernen, was Comiczeichnung eigentlich genau ist, wie das Format aufgebaut ist und wie man daran arbeitet. Außerdem wollen wir uns ansehen, welch Elemente Comics ausmachen, wie man se analysieren kann und wie Geschichten strukturiert sind. Dafür nehmen wir eine Reihe von Beispielen, sowohl graphische als auch erzählerische. Das Material, das wir uns ansehen werden, wird queere Kunst im weiteren Sinne sein, das heißt, Geschichten und Comics, die mindestens einen queeren Charakter haben. Gleichzeit werden wir in die Ausstellung gehen und uns ansehen, wie schwule und lesbische Personen sich selbst und ihre Geschichten darstellen. Jedes Bild oder Gemälde erzählt auch, wie sich Menschen dargestellt sehen wollen, und darüber wollen wir mehr erfahren.

Ist der Workshop also nur für queere Personen?

Nein. Der Workshop ist offen für alle, die lernen wollen, zu zeichnen und kreativ zu arbeiten. Jede Person, die teilnimmt, wird ihre eigenen Comics mit ihren eigenen Geschichten machen. Und diese Geschichte, kann auch von einem Charakter erzählen, der nicht queer ist – niemand ist gezwungen eine queere Geschichte zu erzählen. Gleichzeitig glaube ich, dass es interessant sein kann, sich in eine Person hineinzuversetzen, die nicht die eigene ist. Zum Beispiel, sich zu überlegen, wie sich jemand fühlt, der eine andere Geschlechtsidentität als die eigene hat. Und ich denke, dass es das ist, was Literatur und Comics besser können als andere Kunstformen: sie lassen dich mit anderen Charakteren identifizieren.

Werden die Teilnehmer_innen also mit ihren eigenen Geschichten arbeiten?

Im Allgemeinen, ja. Aber es müssen nicht ihre eigenen Geschichten sein. Sie können so viel von ihrem eigenen Leben mithineinnehmen wie sie wollen. Wir werden uns in erster Linie Geschichten auseinandersetzen, die vom Alltag erzählen, und von Gefühlen, und wie man mit ihnen umgehen kann, von Freundschaft hin bis zur Liebe. Wir wollen sie dazu einladen diese Themen weiterzuentwickeln, soweit sie möchten.

Braucht man hierfür vorhergehende Erfahrung im Zeichnen und in Illustration? Können auch Amateure teilnehmen?

Das Wichtigste ist, dass du Leidenschaft mitbringst und Interesse am Thema. Wir schauen uns ganz unterschiedlichen Zeichenstile an, und wenn du gute Ideen hast und mit Comics arbeiten möchtest, musst du kein_e großartige_r Künstler_in sein. Man kann ganz wundervolle, intuitive Comics machen, ohne die beste Technik zu haben. Es geht um die Message – und wenn man diese gut rüberbringt, kann man wirklich berührende Arbeiten schaffen.

Also, Sprache und Geschichtenerzählen werden eine zentrale Rolle einnehmen im Workshop, der ja auf Englisch stattfindet. Wie sieht es denn aus mit Personen, die nicht so gut Englisch sprechen?

Weil ich persönlich nur Englisch, Italienisch und Französisch spreche – und nicht wirklich Deutsch – haben wir beschlossen, den Workshop auf Englisch stattfinden zu lassen. Teilnehmer_innen sollten schon auf Englisch arbeiten können, aber wir suchen nicht nur Muttersprachler_innen. Ich kann ein wenig Deutsch sprechen und ein Großteil ist Praxisarbeit. Im theoretischen Teil schauen wir uns auch viele Bilder an. Also es ist keine Uni-Vorlesung auf Englisch – mit Schulenglisch kannst du auf jeden Fall sinnvoll teilnehmen.

Und wer kann teilnehmen? Gibt begrenzte Plätze?

Wir haben den Workshop auf 10 Plätze beschränkt. Leider haben nur ein begrenztes Raumangebot und wir wollen auch in Kleingruppen arbeiten. Aber wir freuen uns über alle, die teilnehmen wollen!

 

Interviewer: Bastian Neuhauser