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Newsletter 08 2020

Das SMU im August

Im dritten Monat nach der Wiedereröffnung fühlt es sich im Schwulen Museum fast wieder an wie früher, nur mit mehr Mundschutzmode und Sicherheitsabstand: gut besuchte Ausstellungen, die Bibliothek ist an vier Tagen in der Woche geöffnet und auch im Café mit seiner viel geliebten Terrasse lässt es sich wieder entspannen. Unser Veranstaltungsprogramm bleibt im August noch virtuell, dafür haben wir zwei besondere Highlights im Programm: Am Donnerstag, den 6. August, stellt der britische Aktivist und Künstler Dan Glass auf unserem Facebook-Kanal sein neues Buch „United Queerdom“ vor und spricht mit vier fabelhaften Gästen über queere Utopien. Am 27. August (ebenfalls ein Donnerstag) diskutieren antirassistische Gruppen und Kampagnen im Rahmen eines virtuelles Panels bei uns über Polizeigewalt.

Worüber wir uns besonders freuen: Ab dem 6. August haben wir wieder Führungen im Programm: Jeden Donnerstag um 18 Uhr bieten euch unsere Guides eine Tour durch eine der Ausstellungen an. Teilnehmen können bis zu sechs Personen; an der Kasse liegt donnerstags eine Liste aus, in die sich alle mit Namen und Kontaktdaten eintragen. Reservierungen sind nicht möglich – dafür fallen keine Zusatzkosten an, gezahlt werden muss nur der Museumseintritt. Guides wie Gäste tragen Mundschutz, während der Tour gilt ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern. Dann gibt es geballtes Wissen und Spaß in rauen Mengen.

Etwas weiter unten findet ihr eine Übersicht der aktuell geplanten August-Führungen. Kleiner Teaser vorab: Auch freitags soll es in Zukunft Führungen geben, immer mit besonderem Themenschwerpunkt. Den Anfang macht am 7. August unser Guide Henrik mit einer Tour zu „Queeren Bewegungen im Wandel der Zeit“. Auch hier liegt am Tag der Führung eine Liste für die Anmeldungen aus, Extrakosten gibt es keine. Kommt vorbei und macht euch schlau.

Bis bald im Museum
Euer SMU-Team

 

 

Führungen im August

Ausstellungen:
Do 6.8 um 18 Uhr:
 „Love at First Fight!“ mit Henrik (dt.)
Do 13.8. um 18 Uhr: „Love at First Fight!“ mit Chris (engl.)
Do 20.8. um 18 Uhr: „100 Objekte“ mit Felicia (dt.)
Do 27.8. um 18 Uhr: 100 Objekte“ mit Chris (engl.)

Themenschwerpunkt:
Fr 7.8. um 16 Uhr: „Queere Bewegungen im Wandel der Zeit“ mit Henrik (dt.)

 

Aktuelle Ausstellungen

Ab dem 9. August: So sieht also ein digitales Museum aus (Grafik: Goethe-Institut)

Ende Juli endete unsere Ausstellung „The Souls Around Us“ – die Bilder von Amos Badertscher mussten fünf Monate nach ihrer Ankunft in Berlin die Heimreise ins New Yorker Leslie-Lohman-Museum antreten. Um den Abschiedsschmerz zu lindern, haben wir dafür nun zwei andere Ausstellungen verlängert: „100 Objekte“ mit den größten Schätzen aus unserer Sammlung wird nun bis zum 26. Oktober laufen, genauso wie „Queens“ mit den umwerfenden Fotos von Nihad Nino Pušija.

Noch bis Ende November gibt es „Love at First Fight!“ bei uns zu sehen, das Gemeinschaftsprojekt mit dem Goethe-Institut über queere Bewegungen in Deutschland seit den Stonewall-Aufständen in New York. Nachdem die Ausstellung unter dem Titel „Queer as German Folk“ mittlerweile auch in Städten in den USA, Kanada, Mexiko und Frankreich zu sehen war, geht sie nun auch den Schritt in die digitale Welt. Am 9. August startet das Goethe-Institut die Online-Version – und die hat es in sich: ein völlig neues Museums-Erlebnis, das alle Inhalte der Ausstellung interaktiv und innovativ in die digitale Welt übersetzt. Ab Donnerstag zu sehen auf www.queerexhibition.org. Probiert es aus!

 

Live aus dem Schwulen Museum

Hat was über queere Bewegungsgeschichte zu erzählen:Camille Barton (Bild: privat)

6. August ab 19 Uhr via Facebook live: Queer Imagination Enriching Queertopia

Wir feiern die radikalen Wurzeln der Pride-Bewegungen. Im Online-Event „Queer Imagination Enriching Queertopia“ stellt der britische Aktivist, Künstler und Autor Dan Glass sein neues Buch „United Queerdom“ vor und lädt gleichzeitig zu einem Abend der Diskussion und Agitation. Mit den Gästen Camille BartonDaddypuss Rex, Erkan Affan und Stana Iliiv spricht er über die Bedeutung von Kunst, Kreativität und Fantasie auf der Reise nach Queertopia. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

27. August, 19 – 21 Uhr, Facebook live: Panel zu rassistischer Polizeigewalt

Rassistische Polizeigewalt ist nicht nur ein US-amerikanisches Problem, sondern auch in Deutschland alltägliche Realität für BPoCs. Wir diskutieren mit antirassistischen Gruppen und Kampagnen, die sich dem Thema widmen, wie struktureller und institutioneller Rassismus in Deutschland funktioniert. An diesem Online-Event nehmen teil: Death in Custody, Each One Teach One, Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt und das Roma Antidiscrimination Network. 

 

Ehrenamtliche*r des Monats: Klaus Kruska 

Klaus Kruska. Foto: Harriet Riemer
Klaus Kruska. Foto: Harriet Riemer

Klaus Kruska ist aus dem Schwulen Museum nicht wegzudenken. Kein Wunder, denn er gehört zu den Ehrenamtlichen, die schon am längsten für das Museum und seine Besucher*innen da sind. Klaus erzählt uns im Interview auf unserer Website unter anderem vom ehemaligen Museumsstandort am Mehringdamm und seiner Jobsuche als schwuler Theologie-Absolvent in der DDR während der späten 1960er Jahre.

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Objekt des Monats: Karte queerer Orte der Schwarzen Community in London

Ein queerer Blick auf London in den 1990er Jahren (Foto: Harriet Riemer)

Queere Geschichte ist meist an ganz bestimmte Orte gekoppelt. Jede Community hatte und hat ihre Bars, Clubs, Gemeindezentren, Theater oder Parks, um zu feiern oder miteinander zu reden, um Aktionen zu planen oder Sex zu haben. Doch wie lässt sich Geschichte bewahren, wenn es die zugehörigen Räume nicht mehr gibt – gerade in einer Stadt wie London, wo die teuersten Mieten jedes Jahr noch teurer werden? Der A3-Faltplan „Black Sex in the Archive“ erzählt die Geschichten von 18 Londoner Orten, an denen sich vor allem in den 1980er und 1990er Jahren die queere Schwarze Community der Stadt getroffen hat, um sich zu organisieren und zu netzwerken – und um Lust, Sex, Leidenschaft und Verlangen gemeinsam zu verhandeln, auszuleben und zu feiern.

Zum Beispiel das 1985 gegründete Black Lesbian and Gay Centre Project (BLGCP) im Stadtteil Tottenham, das später in Peckham eine neue Heimat fand, im Süden der Stadt: Hier fand jeden ersten Samstag im Monat das Lesbian Meet Up für Schwarze Lesben statt; an anderen Tagen trafen sich hier schwule Schwarze Männer der Support Group Let’s Rap, um über Sex zu sprechen. Andere Einträge würdigen etwa die Audre Lorde Clinic, die erste Black Gay Mens Conference oder die legendäre Schwarze Frauenparty Shugs, die jeden letzten Sonntag des Monats in Covent Garden gefeiert wurde.

Herausgegeben wurde die Karte etwa 2017 von der mittlerweile offenbar nicht mehr aktiven Organisation Pleasure Principles, laut Selbstbeschreibung „an independent multi-medium platform tracking formations of desire and connection through archives, activism, community and culture.“ Wir stellen den Plan als unser Objekt des Monats den ganzen August über im Museumscafé aus. Mehr über die Karte und ihre Orte findet ihr hier auf unserer Website.