Erstmals hat der Berliner Senat mit dem Schwulen Museum das europaweit einzige Museum seiner Art in die institutionelle Förderung aufgenommen. Die Fördersumme von 250.000 Euro pro Jahr unterstützt den Betrieb des Hauses für die kommenden zwei Jahre und ermöglicht darüber hinaus eine dauerhafte Entwicklung der kulturellen und gesellschaftlichen Ziele des Museums. Das Abgeordnetenhaus des Landes Berlin hat mit dem gestern verabschiedeten Doppelhaushalt 2010/2011 eine institutionelle Förderung von jährlich 250.000 Euro für das Schwule Museum beschlossen.
Das Schwule Museum mit seinen Sammlungsbeständen und der Bibliothek ist weltweit die älteste und größte Institution, deren Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit der großen Vielfalt homosexuellen Lebens in Geschichte, Kultur und Kunst gewidmet ist. Seit seiner auf privatem und ehrenamtlichem Engagement ruhenden Gründung im Jahr 1985 konnte das Museum insgesamt 110 Ausstellungsprojekte realisieren; die Zahl der Gäste, die das Haus am Mehringdamm in Kreuzberg besuchen, wächst stetig. Im Jahr 2009 zählte das Museum ca. 13.000 Besucherinnen und Besucher – rund 60 % davon Berlintouristen aus dem In- und Ausland. Das Schwule Museum genießt ein internationales Ansehen, sowohl als Anlaufstelle für Forschungsvorhaben wie auch als Kooperationspartner und Leihgeber. Mit Dokumenten aus seinen Beständen ist das Museum zum Beispiel vertreten in den Dauerausstellungen zahlreicher KZ-Gedenkstätten in Deutschland, des Imperial War Museum in London und des United States Holocaust Memorial Museum in Washington.
Vorstand, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schwulen Museums freuen sich über die für ihre zukünftige Arbeit so wichtige Entscheidung des Senats. Damit würdigt das Land Berlin die ehrenamtliche Arbeit und das bürgerschaftliche Engagement von vielen, die sich seit fast 25 Jahren für den Aufbau und die Fortentwicklung des Schwulen Museums eingesetzt haben. Die Förderbewilligung kann als politische Anerkennung und zeitgemäße Unterstützung des Bildungsauftrags gewertet werden, den das Museum verfolgt: All seine Aktivitäten zielen darauf hin, Vorurteile gegenüber unterschiedlichen sexuellen Identitäten und anderen als heterosexuellen Lebensentwürfen abzubauen und dadurch ihre gesamtgesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.
Die neu bewilligten Mittel aus dem Kulturetat stützen den Betrieb des Museums für die kommenden zwei Jahre maßgeblich und schaffen darüber hinaus gute Vorraussetzungen, vorhandene Potentiale nachhaltig zu entwickeln. Eines der gegenwärtig wichtigsten Vorhaben ist die Sicherung der Sammlungsbestände, die fortgesetzt wissenschaftlich erschlossen und systematisch ergänzt werden sollen. So können Wissenschaft und Öffentlichkeit zukünftig besser von den einzigartigen Beständen des Museums profitieren.
Überdies wird das Museum seine inhaltliche Neuausrichtung weiterverfolgen, die eine Öffnung über die bislang hauptsächlich im Fokus stehende Geschichte der männlichen Homosexualität hinaus umfasst. Das thematische Spektrum des Museums soll die ganze Vielfalt der unterschiedlichen sexuellen Identitäten einbegreifen – zuvorderst Lesben und Transgender.
Kommentare zur Aufnahme des Schwulen Museums Berlin in die institutionelle Förderung:
André Schmitz, Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, Berliner Senatskanzlei: „Das Schwule Museum leistet seit Jahren eine hervorragende, auch international anerkannte Arbeit. Ich freue mich, dass die Abgeordneten dem Vorschlag des Senats gefolgt sind, das Museum in die institutionelle Förderung aufzunehmen. Ein solches Museum steht Berlin als Stätte der Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit gut zu Gesicht.“
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder: „Die Kulturstiftung der Länder hat das Schwule Museum 2006 bei der Erwerbung der Sammlung Sternweiler gefördert. Damit konnte eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen zur Kulturgeschichte der Homosexualität für ein einzigartiges und wichtiges Museum erhalten werden. Die Kulturstiftung der Länder hat seitdem das Schwule Museum auf seinem Weg in eine sicherere Zukunft in vielen Beratungen unterstützt. Ich freue mich sehr, dass nach Jahrzehnten des eindrucksvoll unter Beweis gestellten privaten Engagements das Museum nun die verdiente Anerkennung seitens des Berliner Senats erhält.“