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Pressebereich: 100 Objekte (ab 13. Mai)

26. März 2020

Die Wunderkammer ist explodiert! Im Frühjahr und Sommer 2020 richtet das Schwule Museum das Scheinwerferlicht auf die eigene Sammlung. Nach dem Vorbild der Ausstellung „Weltgeschichte in 100 Objekten“ am British Museum möchten wir den Reichtum, die Vielfalt und die Faszination unserer Sammlung in 100 ausgewählten Objekten greifbar machen – stellvertretend für 1,5 Millionen Archivalien. Geordnet nach den Gefühlen Freude, Fürsorge, Begehren, Wut und Angst präsentieren wir eine kompromisslos queere Sammlung: von Fotografien bis zu Travestiekostümen, von Dokumenten bis zu Gemälden, von Büchern aus dem Jahr 1629 bis zu Installationen aus der Gegenwart.

„In den vergangenen Jahren gab es im Schwulen Museum eine dramatische Entwicklung hin zu einem vielfältigeren Programm“, sagt SMU-Sammlungsleiter Peter Rehberg, der die Ausstellung zusammen mit Ben Miller kuratiert hat. „ In diesem Jahr überlegen wir, wie sich diese Interventionen auf das Archiv ausgewirkt haben und auswirken werden. Wie wird eine traditionell sehr schwule Sammlung zu einer queeren Sammlung? Wie würdigen wir ihre große Bedeutung für die Community und werfen gleichzeitig einen kritischen Blick auf künftige Perspektiven?“

„100 Objekte“ präsentiert unsere Sammlung auf eine neue Art und Weise: nicht nach bestimmten Identitäten oder historischen Epochen geordnet, sondern nach Affekten – oder, emotionaler formuliert: nach Gefühlen. Wie fühlt sich ein Objekt an? Wie haben sich seine Schöpfer gefühlt? Sein ursprüngliches Publikum? Was spüren die Besucher*innen heute? „Auf diese Weise kommen Objekte und Verbindungen zum Vorschein, die einer chronologisch und hierarchisch geordneten Geschichtsschreibung sonst entwischen“ sagt Co-Kurator Ben Miller, der auch Mitglied des Museumsvorstands ist. „Wir werfen Schlaglichter auf Singularitäten, über die sich neue Horizonte auftun. Wir entdecken Zufälligkeiten, die eine andere Pforte zur Welt der queeren Dinge öffnen.“

Diese Fragen eröffnen neue Wege, Sammlungen zu verstehen – von neuen Kunstankäufen bis hin zu klassischen Berliner Tunten-Kostümen, und über alles, was dazwischen liegt. Die Sammlung des Schwulen Museums unter der Perspektive von Affekten zu präsentieren, soll Objekte zum Vorschein zu bringen und Verbindungen herzustellen, die einer chronologisch und hierarchisch geordneten Geschichtsschreibung sonst entwischten; das Schlaglicht auf Singularitäten werfen, über die sich neue Horizonte auftun; Zufälligkeiten entdecken, die eine andere Pforte zur Welt der queeren Dinge öffnen.

Aber was sind die Affekte, Emotionen und Gefühle, mit denen sich die LGBTIQ+ Lebenswelten umfassen lassen? Gibt es womöglich so etwas wie ein „queeres Gefühl“, das für queeres Leben charakteristisch ist? Der Psychologe Silvan Tomkins hat einst den Vorschlag gemacht, menschliches Verhalten über acht oder neun Grundaffekte zusammenzufassen, positive wie negative. Ausgehend von dieser Idee, organisieren wir diese Ausstellung auf fünf Pfaden, die sich kreuzen: Begehren, Freude, Fürsorge, Wut und Angst.

„Dass wir uns Objekten affektiv nähern, heißt auch: Wir bleiben für Überraschungen offen, für die Geschichten, die noch nicht aufgeschrieben sind“, sagt Rehberg.  Für die Ausstellung „100 Objekte“ bedeutet das, dass diese Präsentation queerer Geschichte und Kunst notwendigerweise unvollständig sein muss, sie ist ein Experiment. Und eine Einladung an das Publikum, queere Geschichte in ihrer Lebendigkeit zu erfahren, sie umzuschreiben und weiterzudenken.

Kuratoren: Ben Miller & Dr. Peter Rehberg

Projektassistenz: Ralf Hupke

Austellungs-Management: Justus Heitzelmann

Praktikant: Christian Savini

Licht Design: Sofia (Lola) Tseytlin und Maya Guttmann


Pressefotos

Die Bilder können ausschließlich zur Berichterstattung verwendet werden, unter vollständiger Nennung der Quelle.