Eröffnung: 22.06.2023
Laufzeit: 23.06.2023 – 18. September 2023
_Leerstelle füllt eine Lücke im Programm. Sie schafft einen Raum der Abwesenheit, gönnt den Besucher*innen eine Ruhepause, lässt sie den Spaß, die Qual und die Politik des Zeithabens erfahren. _Leerstelle ist als Herausforderung für die Vorstellung gedacht, dass nur Produktivität und Aktivität wertvoll sind, sie erkundet stattdessen das Potenzial des Nichtstuns und der Kontemplation. Sie besteht auf einer Ästhetik und Politik der Erholung, auch wenn sie die Frage stellt, wer eigentlich heutzutage die Zeit zum Schlafen und zur Entspannung hat. Diese _Leerstelle ist eine Unterbrechung: eine Gelegenheit zum Herunterschalten, zur Selbstwahrnehmung und zur Auseinandersetzung mit dem Nichtstun als Möglichkeitsraum. Die Ausstellung wurde in Freundschaft entwickelt, in einem ruhigen, erholsamen Tempo, um die nebligen Gebilde und den unruhigen Dämmer geteilter Traumlandschaften zu erkunden. Sie lädt in einen vorübergehenden Sichtungsraum ein, in dem ein Maximum an Komfort und Entspannung herrscht. Eine Auswahl an Filmen und Hörspielen, die sich in Träumen und Albträumen verlieren, zwischen Ruhe und Unruhe bewegen, läuft während der Öffnungszeiten des Museums in einer Dauerschleife. Entspannt euch, schlaft, tagträumt, nehmt euch wahr. Die Zeit füllt sich von selbst.
Die Ausstellung wird kuratiert von Utopia/Dystopia (Todd & Zoya).
Video-und Audio-Programm
R: Rest (April Lin 林森, 2019, 13 Minuten)
Hier; komm, erhol dich, tank auf, entspann dich.
Eine bessere Welt zu erschaffen ist kein einfaches Abenteuer. Rest with me.
Ein experimenteller Dokumentarfilm, der die Bedeutung von Ruhe erforscht: politisch, spirituell, an Arbeit gebunden, mit Schuldgefühlen verbunden. Der Film, der während der ‚Supernormal Residency‘ konzipiert und entwickelt wurde, bezieht sich auf die intentionale Gemeinschaft von Braziers Park und lädt uns zu einem Moment der Ruhe ein, wo auch immer wir uns befinden. Der Film ist Kapitel „R“ von April Lin 林森s Langzeitprojekt „An A-Z of Imagining A Better World“ und erinnert daran, dass Ruhe eine strukturell vernachlässigte Notwendigkeit, ein trainierenswerter Muskel und eine wesentliche Strategie auf dem Weg zur Befreiung für alle ist.
plant portals: breath (Nicky Chue, 2020, 4 Mins) – läuft bis 23.07.
Eine experimentelle Meditation über die unausgesprochene Geschichte, die viele queere und trans* POCs tagtäglich mit sich herumtragen. Sie verbindet Hummeln, koloniales Trauma, alternative Universen und das komplizierte Konzept der „Ruhe“ mit der Frage: Kann die Natur uns heilen?
Der vollständig mit einem iPhone gedrehte Film ist eine bewusste Imagination dessen, was möglich ist, und zeigt eine Realität, die in der Achtsamkeit verwurzelt ist.
Die Filmemacherin dankt den Organisatoren der Gemeinschaft „Lateisha Davine Lovelace-Hanson & The Community Witch“, ohne deren heilende Arbeit dieser Film nicht möglich gewesen wäre.
al-Manam [The Dream] (Mohamad Malas, 1987, 45 Mins)
Montiert aus Interviews mit palästinensischen Geflüchteten aus den Lagern in Sabra, Shatila, Bourj el-Barajneh, Ain al-Hilweh und Rashidieh im Libanon. Während seines Aufenthalts in den Lagern fragt Mohamad Malas nach nächtlichen Träumen, die sich immer auf Palästina beziehen: eine Frau erzählt von ihrem Traum, den Krieg zu gewinnen; ein Feda’i-Widerstandskämpfer träumt von Bombardierungen und Märtyrertum; und ein alter Mann beschreibt einen Traum von der Begegnung mit Golfemiren, die ihn ignorieren. 1982 kam es zu den Massakern von Sabra und Schatila, bei denen mehrere der von ihm interviewten Personen ums Leben kamen, woraufhin das Projekt eingestellt wurde. Im Jahr 1986 nahm Malas das Projekt wieder auf und schnitt viele Stunden Filmmaterial zu diesem 45-minütigen Dokumentarfilm zusammen, der 1987 veröffentlicht wurde.
Honey and Glitter (Marit Östberg, 2019, 16 Mins)
Honigfesseln, Glitzerpanzer und das Gefühl, in einer Gebärmutter zu sein. „Honey and Glitter“ ist eine Erkundung des Körpers und wie er die Welt auf eine neue Weise berühren kann.
Ayɛwohomumɔ [You Have Made Yourself Wretched] (Nnenna Onuoha, 2018, 13 Mins)
Beim Blick aus ihrem Fenster auf eine der regenreichsten Städte Europas erinnert sich eine selbsternannte Pluviophile (Regenliebhaberin) an die tropischen Stürme ihrer ghanaischen Kindheit. „Ayɛwohomumɔ“ ist ein kurzes, poetisches Porträt des Winters und des „Winterblues“ in Belgien, das sich auf die Akan-Traditionen zur Benennung der Monate stützt.
Inside Out (Manon Praline, 2022, 10 Mins)
Halte den Atem an und versenke dich tief in diese rituelle Session mit Kaiserin Wu und ihrem Dirty Girl Manon Praline.
Nach dem Aufwärmen mit gleichmäßigen Schlägen und Tritten tauchen wir in die Kunst des Waterboarding ein, um eine Verbindung herzustellen. Beobachte, wie Kaiserin Wu Manons Loch mit ihren Fingern dehnt und ihre Haut mit Nadeln durchsticht. Die Kaiserin füllt Manon aus und drückt auf all diese neuen Lustlöcher, bis die beiden Frauen ineinander verschmelzen und in ihrem fleischlichen Bad stöhnen.
Hak Untuk Malas [The Right to Do Nothing] (Riar Rizaldi, 2021, 49 Mins)
Eine akustische Fiktion in Form eines Hörspiels, das uns in eine Welt der Nicht-Produktivität entführt. Es erzählt die Geschichte von A, einer indonesischen Hausangestellten in Hongkong, die in einer überirdischen Welt gefangen (oder frei) ist, in der es den Begriff der Arbeit nicht gibt. In diesem Stück lauschen wir gemeinsam mit der Flaneurin A einer Klanglandschaft, die eine Welt ohne Arbeit den kritischen Gedanken und Überlegungen von A gegenüberstellt. Das Stück wurde von CTM Festival Berlin, Deutschlandfunk Kultur / Klangkunst Deutschland und ORF Österreichischer Rundfunk in Auftrag gegeben.
Nova Dubai (Gustavo Vinagre Alves, 2014, 50 Mins)
Die Immobilienentwicklung bedroht den Lebensraum einer Gruppe von Freunden aus der Mittelschicht in einer mittelgroßen brasilianischen Stadt. Sie wollen sich sicher und doch frei fühlen und versuchen, die Stadt und ihr Leben mit Sex in den Griff zu bekommen. Sie ficken auf Spielplätzen, in leerstehenden Wohnungen, auf Baustellen und in Steinbrüchen. Ein Film, der anzieht und abstößt – roh, politisch und poetisch.
Dream Recordings (Todd & Zoya. 2020 – present)
Todd & Zoya zeigen Teile ihres Traumarchivs, das sie seit dem Sommer 2020 aufgebaut haben, als sie begannen, die Träume, an die sie sich nach dem Aufwachen erinnerten, in Form von Sprachnotizen zu erzählen und aufzuzeichnen. Das Archiv kartiert ihre Wünsche, Ängste, Sehnsüchte, Befürchtungen und Freuden, während es die Intimitäten und Feinheiten einer queeren Freundschaft einfängt, die durch unbewusste Träume und Alpträume, alltägliche Utopien und das gemeinsame Durch-die-Welt-Kommen entstanden ist.
Biografien der beteiligten Künstler*innen
April Lin 林森 ist eine interdisziplinäre Künstlerin und unabhängige Kuratorin, die sich mit der Erschaffung von Bildern und dem Aufbau von Welten als Orte für die Konstruktion, Aufrechterhaltung und Verbreitung koexistenter und doch widersprüchlicher Wahrheiten beschäftigt. Die Arbeiten von April Lin 林森 verweben Stränge der Autobiografie, des Dokumentarfilms, der Queer-Ökologie und der neuen Medien. Ihr genreübergreifendes Werk vereint das Engagement, unterdrücktes Wissen in den Mittelpunkt zu stellen, eine Ethik der Zusammenarbeit auf der Grundlage gegenseitiger Fürsorge aufzubauen und die Verbindungen zwischen Geschichte, Erinnerung und zwischenmenschlichen und strukturellen Traumata zu erforschen. (entnommen aus: https://april-lin.work/introductions)
Nicky Chue ist eine multidisziplinäre Künstlerin und Filmemacherin aus Berlin mit jamaikanischer und indonesisch-deutscher Abstammung, deren Arbeit visuelle Kunst und Poesie miteinander verbindet. Ihre Praxis und ihre Erzählungen zielen darauf ab, queere, Schwarze und POC-Perspektiven in den Mittelpunkt zu stellen und die komplizierten Konzepte von Einsamkeit, Ruhe und Zusammengehörigkeit in zeitgenössischen, historischen und futuristischen Kontexten zu erkunden. (entnommen aus: https://www.nickychue.com/about)
Mohamad Malas repräsentiert wie kein anderer das syrische Autorenkino. Geboren 1945 in der Stadt Quneitra auf dem Golan, wuchs er unter dem Eindruck der vielen Kriege und Konflikte in der Region auf, was in seinem späteren Werk eine zentrale Rolle spielen sollte. Nachdem er drei Jahre lang als Lehrer in Damaskus gearbeitet und gleichzeitig an der Philosophischen Fakultät studiert hatte, erhielt Malas ein Stipendium für ein Filmstudium am renommierten Russischen Staatlichen Institut für Kinematographie (VGIK). Nach seinem Abschluss im Jahr 1974 kehrte er nach Syrien zurück, wo er sich einen Namen als kritischer und sozial engagierter Filmemacher machte. Für seine Spiel- und Dokumentarfilme erhielt er international große Anerkennung und wurde auf Filmfestivals in aller Welt mehrfach ausgezeichnet. (entnommen aus: http://www.zakharif.eu/mohamad-malas.html)
Marit Östberg ist Filmemacherin, Produzentin, Intimitätskoordinatorin und Autorin aus Schweden. Seit ihrem Debüt als Regisseurin in der hochgelobten feministischen Porno-Kompilation „Dirty Diaries“ (2009) hat sie in Zusammenarbeit mit ihren queeren Communities in Berlin Filme produziert. Gemeinsam haben sie visuelle Welten geschaffen, die aus Cruising, Spiel und Begehren bestehen. Ihre Arbeiten wurden auf verschiedenen Festivals auf der ganzen Welt gezeigt und diskutiert.
Nnenna Onuoha ist eine ghanaisch-nigerianische Forscherin, Filmemacherin und Künstlerin mit Wohnsitz in Berlin, Deutschland. Ihre Filme und Videos stellen Stimmen aus der Afrodiaspora in den Mittelpunkt, um die monumentale Stille rund um die Geschichte und das Nachleben des Kolonialismus in Westafrika, Europa und den USA zu erforschen. Dabei stellt sie die Frage, wie wir uns erinnern, welche Vergangenheiten wir aufführen wollen und warum. Ein zweiter Teil ihrer Arbeit konzentriert sich auf die Archivierung Schwarzer Erfahrungen in der Gegenwart, um aufzuzeichnen, wie wir inmitten all dessen Fürsorge und Reparatur für uns selbst und andere praktizieren.
Riar Rizaldi arbeitet als Künstler und Filmemacher. Er arbeitet vorwiegend mit dem Medium der bewegten Bilder und des Tons, sowohl in der Blackbox des Kinos als auch in der räumlichen Präsentation als Installation. Seine künstlerische Praxis konzentriert sich vor allem auf die Beziehung zwischen Kapital und Technologie, Arbeit und Natur, Weltanschauungen, Genrekino und die Möglichkeit einer theoretischen Fiktion.
Manon Praline ist eine in Berlin lebende Sexarbeiterin und 18+ Performerin/Filmemacherin. Anstatt engen Rollen zugewiesen zu werden, verkörpert „Praline Studio“ in ihren Filmen die Visionen unserer seltsamsten Macken und Fantasien.
Gustavo Vinagre Alves hat einen Abschluss in Literatur an der USP und einen Abschluss in Filmwissenschaften mit Schwerpunkt Drehbuchschreiben an der EICTV (Kuba). Er schrieb und führte Regie bei 14 Kurzfilmen und 6 Spielfilmen, für die er mehr als 100 nationale und internationale Auszeichnungen erhielt. Gustavo war der Gewinner des Teddy Awards bei den Berlinale Filmfestspielen 2022.
Pressefotos
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