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Pressebereich: Strategien der Resilienz – Einblicke in das Leben von Eberhardt Brucks

17. Oktober 2024

Eröffnung: Donnerstag, 17. Oktober 2024, 19 Uhr
Laufzeit: 18. Oktober 2024 – 28. April 2025

„So bin am ganzen Leibe ich, so bin ich und so bleibe ich. Yes, Sir!“ (Zarah Leander)

Der biografische Nachlass von Eberhardt Brucks (1917-2008), der im Schwulen Museum aufbewahrt wird, ermöglicht uns einen besonderen Einblick auf das Leben eines schwulen Mannes, das in bemerkenswerter Weise von Resilienz geprägt war: der Fähigkeit, schwierige Situationen oder Krisen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. Im nationalsozialistischen Berlin, unter der Verfolgung durch den Paragrafen 175 und in der Nachkriegszeit fand Eberhardt immer wieder Schlupflöcher, um seine schwule Identität und Sexualität auszuleben. Eberhardts Strategien der Resilienz beinhalteten spielerische Herangehensweisen und schützten ihn vor den Systemen, machten ihn handlungsfähig, ermöglichten ihm Partnerschaften, körperliche Selbstermächtigung und Räume der Freude. Diese neue Perspektive auf ein gar nicht so gewöhnliches schwules Leben im 20. Jahrhundert wird in dieser Ausstellung in eine queere Gegenwart verlängert: Vier Positionen von zeitgenössischen Künstler*innen knüpfen an die resilienten Aspekte des Lebens von Eberhardt Brucks an.

Kuratiert von neo seefried

Eberhardt Brucks wurde 1917 in Berlin-Lichtenrade geboren und absolvierte von 1936 bis 1938 eine Ausbildung an der Textil- und Modeschule Berlin, wo er Kostüm- und Bühnenbildnerei studierte. Von da an war er sein Leben lang künstlerisch tätig. Ab 1938 wurde er durch die nationalsozialistische Regierung zum Arbeits- und Wehrdienst einberufen und war bis 1945 im Flak-Regiment 32 in Berlin-Schulzendorf stationiert.

1944 bis 1945 führte er eine Beziehung und Brieffreundschaft mit dem Soldaten Zdenek Bena aus dem Protektorat Böhmen und Mähren (heutiges Tschechien). Nach Kriegsende war er bis Oktober 1945 in Kriegsgefangenschaft. 1947 begann seine künstlerische Karriere mit ersten Ausstellungen und der Veröffentlichung von Federzeichnungen zu E.T.A. Hoffmann. Wegen einer Hepatitis hielt er sich von 1947 bis 1948 in Lugano auf, wo er Kontakte zur Züricher Homosexuellenorganisation „Der Kreis“ knüpfte. Zwischen 1951 und 1954 hatte er Einzel-Ausstellungen in Berlin und Lüdenscheid und arbeitete mit der deutschen Homosexuellenpresse sowie dem Hamburger Verlag Christian Hansen Schmidt zusammen. 1952 lernt er seinen langjährigen Partner Hans-Joachim Pählke kennen. Von 1954 bis 1961 war er Darsteller an der Volksbühne in Ost-Berlin, bis der Mauerbau seine Tätigkeit dort beendete. 1963 nimmt sich sein Partner Hans-Joachim Pählke unerwartet sein Leben; Eberhardt verarbeitete den Verlust in seiner Kunst. In den 1960er bis 1980er Jahren war Brucks als freischaffender Grafiker tätig und übernahm kleine Filmrollen, bis er 2008 in Berlin verstarb.

Die Sammlung Eberhardt Brucks ist die größte biografische Sammlung des Schwulen Museums. Bis 2008 übernommen, umfasst sie ca. 15.000 Einzelpositionen und Konvolute – darunter rund 1000 künstlerische Arbeiten von Brucks, mehr als 2000 von ihm gemachte Fotografien und Dias und knapp 5000 Briefe, Postkarten und Telegramme von und an Brucks. Neben seinem Schaffen als Künstler, Grafiker und Fotograf zeigt die Sammlung auch Brucks eigene Sammlertätigkeit, von Büchern und grauer Literatur, über Autogrammkarten und Sammelbilder, bis zu Porzellan und eigenen Möbeln.

neo seefried ist als freischaffende:r Kurator*in, Podcaster, Autor*, Kulturvermittler:in, Researcher, Aktivist:in, Künstler*in, Selektion an Clubtüren und Distributionexpert tätig. neos Vermittlungsarbeit setzt sich mit queeren Lebensrealitäten und der geschichtlichen Veränderung möglicher Narrative, auseinander. They ist genderfluid und nicht-binär. neo hat Kunstpädagogik an der Universität Leipzig und Art Education Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. They ist ist Gründungsmitglied der 2022 gegründeten interdisziplinären, queeren, kollektiven Praxis ( ) s-p-a-c-e, die zu queerer Clubkultur in Berlin publizieren und podcasten. neo hält Workshops, Lesungen, Vorträge und Panel Discussions zum Beispiel am Kunstmuseum Basel, dem Haus für Poesie in Berlin, dem Tanzquartier Wien, der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, dem LSVD uvm.

Visual: Anna Unterstab

„Strategien der Resilienz“ ist eine Ausstellung mit Objekten aus der Sammlung Eberhardt Brucks im Schwulen Museum, sowie künstlerischen Arbeiten von Genesis Kahveci, Florian Hetz, Sarnt Utamachote und Rein Vollenga.

Gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Schwules Museum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Jan Künemund, mino Künze
Tel.: +49 176 84995444
Mail: presse@schwulesmuseum.de

 


Pressefotos

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