„Wie viele LSBTIQ*-Organisationen und -Gruppen in Deutschland sind wir bestürzt über die von EMMA und anderen initiierte Kampagne gegen die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer. Der am 19. Januar in der EMMA erschienene Artikel “Ganserer: Die Quotenfrau”, in dem mehrfach der abgelegte Vorname Ganserers und männliche Pronomen verwendet werden, sehen wir als einen Angriff auf die Würde aller trans* Personen, den wir aufs Schärfste verurteilen.
Hintergrund der Kampagne ist der Versuch, das von der Koalition geplante Selbstbestimmungsgesetz für Trans*personen zu verhindern. Besonders perfide finden wir, dass im Namen des Feminismus gegen die Selbstbestimmung von Trans*Personen agitiert und damit auch das Erbe des radikalen Feminismus diskreditiert wird. Es ist ein Erbe, das für uns inspirierend war und ist, das uns allen gehört und bis heute nicht eingelöst ist: So haben feministische Stimmen, lange bevor es mainstream wurde, darauf bestanden, dass Sexualität kein macht- und gewaltfreier Raum ist, dass Rassismus, Antisemitismus, Klassismus und Ableismus auch in unseren eigenen Bewegungen benannt und bekämpft werden müssen und nicht zuletzt, dass sogenannte biologische Fakten erst sozial und kulturell Bedeutung erlangen.
Als Institution, die sich der Bewahrung, Aufarbeitung und Präsentation der Geschichte und Kultur aller queerer Menschen verpflichtet sieht, in der Trans*Menschen so oft an der Spitze unserer kollektiven Kämpfe um sexuelle, politische und soziale Rechte standen und bis heute stehen und allzu oft von ihren cis-geschlechtlichen Schwestern und Brüdern, ignoriert und sogar aktiv diskriminiert wurden, stehen wir vorbehaltlos an der Seite der Trans*Communities. Unsere Kämpfe sind unteilbar!“
Der Vorstand des Schwulen Museums
Foto: Tessa Ganserer, Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Kaminski