Am 7. Juli 2018 ist Petra Gall nach langer Krankheit gestorben. Wir trauern mit ihrer Familie und ihren Freund_innen. Die Fotografin und Aktivistin wurde 1955 im Saarland geboren und kam 1981 nach Westberlin. Als Autodidaktin begann sie zu fotografieren, gründete zusammen mit Heidi Zimmermann die Fotoagentur Zebra, publizierte Bücher und Kalender und arbeitete für Zeitungen und Magazine u.a. für die taz, Zitty und Tip oder die Courage.
Sie ist die große Dokumentarin der Westberliner Frauen- und Lesbenszene und der Underground (Frauen-)Musikszene der 1980er Jahre. Ihre Fotografien halten wichtige Ereignisse fest, etwa die Walpurgisnacht-Demonstrationen der 1980er und 1990er Jahre, Annie Sprinkles „Sex Kitchen“ 1991 in der Berliner UFA Fabrik oder den ersten CSD in St. Petersburg 1992.
Ihre besondere Liebe galt dem Porträt, sie fotografierte zahlreiche Protagonist_innen etwa Diamanda Galás, Nina Hagen, Nick Cave, Blixa Bargeld und Rio Reiser, die Selbstverteidigungsikone Martha Schedewi und die Barkeeperin Maria Zastrow von der legendären Bar Risiko.
In den 1990er Jahren wandte sie sich ihrer großen Leidenschaft, dem Motorradfahren zu und produzierte Tourenreportagen aus der ganzen Welt, vor allem aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion.
Das Schwule Museum widmete ihr 2012 eine Retrospektive und zeigte ihre Fotografien bereits in verschiedenen Ausstellungen, u.a. in der Ausstellung Homosexualität_en 2015/16 .
Ihr eindrucksvolles umfangreiches Archiv ist seit 2012 Teil unserer Sammlung. Dank einer Förderung durch das Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS) sind bereits über 1000 Werke von Petra Gall digitalisiert und auf der Seite von museum-digital kostenfrei einsehbar.
Foto: Petra Gall, Selbstporträt, Mitte 1980er Jahre