Ein Vortrag von Hans Hütt
Moderation: Volker Woltersdorff
Ort: Museumscafé
Zeit: 19.oo – 21.oo Uhr
Eintritt: frei
In deutscher Lautsprache.
Vor 50 Jahren wurde der Verlag rosa Winkel gegründet.
Das Schwule Museum feiert dieses Jubiläum mit fünf Einzelabenden, an denen der ehemalige Verleger Hans Hütt sechs wichtige Bücher aus dem Verlagsprogramm vorstellt.
Mit den beiden Essay-Bänden „Elemente einer homosexuellen Kritik“ und „Drei Milliarden Perverse“ brachten der Verlag die ganz andere Welt belesenster funkelnder Essayistik aus dem französischen Sprachraum nach Deutschland. Zwar hatte der avantgardistische Theorieverlag Merve und teilweise sogar auch Suhrkamp bereits Wind davon bekommen, was sich da abspielte, aber so richtig wagten sie sich an diese Schattenseiten von Deleuze, Guattari, Barthes und Foucault nicht heran. Es wirkt im Rückblick wie eine editorische Amputation, dass die etablierten deutschen Verlage diese Seiten ihrer prominenten Autoren nicht über den Rhein kommen lassen wollten.
Ein besonderes Highlight sind die Originalgraphiken des brasilianischen Künstlers Arlindo Daibert mit dem Titel „Fragmente eines amourösen Diskurses“ , die über Umwege nach Berlin navigiert wurden. Sie sind eine Referenz an Roland Barthes „Fragmente einer Sprache der Liebe“ (Fragments d’un discours amoureux, 1977) und wurden mit Arlindos Erlaubnis in „Drei Milliarden Perverse“ aufgenommen. Es war sensationell, dass die brasilianischen Schwulen unter den Bedingungen der brutalen Verfolgung durch die Militärdiktatur zu so einem Selbstbewusstsein gefunden und damit deutlich gemacht hatten, selbstbewusster Teil einer weltweiten Bewegung zu sein.
Letzter Abend:
19.03. 2026: Ralf König/Wolfgang Müller: „Schwul-Comix“
Hans Hütt ist Politikwissenschaftler. Im Dudenverlag erschienen mehrere Bücher über Wörter aus fünf Jahrzehnten. 15 Jahre hat Hütt als strategischer Planer für Kommunikationsagenturen in Frankfurt, London und Berlin gearbeitet. Seit 2014 schreibt er als freier Autor für die Feuilletons der FAZ, der Süddeutschen Zeitung und der Zeit. 2014 erhielt er für den Essay „Angst vor der Gleichheit“ den Michael-Althen-Preis der FAZ. Von 1978 bis 1981 war Hans Hütt einer der beiden Verleger bei rosa Winkel.
Abbildung: Cover von „Drei Milliarden Perverse“, übersetzt und herausgegeben von Bernhard Dieckmann und François Pescatore, Schwule Texte 5, Verlag rosa Winkel 1980 [Ausschnitt]