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Babyhay (takesallday)

25. Juli 2017 19:00

In einer fortwährenden Partyperformance am Ort des ursprünglichen „Eldorado“ Kabaretts – heute ein Schwuler Fetisch Club – tritt Babyhay in Drag auf und versinnbildlicht den Geist queerer Berliner Vergangenheit und Zukunft. Von ihrem Bett im Darkroomkeller des Mutschmann’s aus projiziert Babyhay ihre Bilder in die dichte Leere des Online Raumes. Inhalte, Ziele der Show und ihre Identität sind absichtlich unklar, sodass die einzige Konstante darin besteht, dass sie (uns) unaufhörlich zurück anschaut. Sie lebt in einer simulierten Welt, in der alles angenehm und leicht erscheint und diese laissez-faire Haltung – die Traumwelt des Internets – eine Atmosphäre kreiert, die uns verführt, einlullt – hypnotisiert. Sie kann uns nur deshalb anschauen, weil wir sie anschauen: die Performance wird bei Facebook und Instagram, zwei der am meist genutzten sozialen Plattformen live übertragen. Sie geht Dich an, wo auch immer du sein magst und nimmt deinen Bildschirm ein. Ist sie niedlich oder lästig, ist das angenehm oder unheimlich? Wer ist sie, nein, was ist sie, ist sie überhaupt eine „sie“? Dieses permanente Mitschneiden, die Bloßlegung des Selbst, die wachsende Selfie-Tyrannei die alle Feeds und Streams, alle Kommunikationswege ausreizt wird erreicht durch die lange Dauer der Performance ebenso wie dadurch, dass alle möglichen Apparaturen verwendet werden, von Computern über Smartphones bis hin zu Tablets. Das Event ist sowohl offen für das Publikum vor Ort, als auch online verfügbar und wird von einem live Dj Set, Drinks und der aktiven Teilnahme des Publikums begleitet.

 

Antonio Onio (1989) studierte Tanz an der SNDO, School for New Dance Development, in Amsterdam. Seit 2011 entwickelt Antonio sowohl Solo Projekte als auch Arbeiten in Kooperation mit Miguel Pereira, Tian Rotteveel, Igor Dobricic, Diego Gil, Tiago Guedes und anderen. 2013 erhielt er das DanceWeb Stipendium in Wien, Österreich. Seit 2010 konzentriert er sich in seiner künstlerischen Herangehensweise auf die feinen Grenzen zwischen dem Privaten und dem Persönlichen sowie auf den Körper als Hilfsmittel. Seine Arbeiten beschäftigen sich hauptsächlich mit queeren Thematiken, hinterfragen die Funktionen des Selbst innerhalb westlicher Gesellschaften, das Fortbestehen von Homophobie und Patriarchat. Er verfolgt die Strategie, die eigene Verletzlichkeit, Sanftmut und Nachgiebigkeit so stark zu machen, dass sie zu Waffen werden im Kampf gegen das System, dass uns jeden Tag gefangen hält.

Diese Veranstaltung findet auf Englisch (ohne Übersetzung) im Mutschmann’s (Martin-Luther-Straße 19, 10777 Berlin-Schöneberg) statt.

Diese Veranstaltung ist Teil des öffentlichen Begleitprogrammes des Ausstellungsprojektes »Odarodle- Sittengeschichte eines Naturmysteriums, 1535-2017«, welches vom 21. Juli zum 16. Oktober 2017 im Schwulen Museum* läuft. »Odarodle« wird gefördert im Programm Fellowship Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes. Präsentiert von SIEGESSÄULE – we are queer Berlin.

Photo Credit: Courtesy of the artist