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Buchvorstellung: Queere (Un-)Sichtbarkeiten. Die Geschichte der queeren Repräsentationen in der türkischen und deutschen Boulevardpresse

12. Juli 2018 19:00

Ähnlich wie in vielen Bereichen, ist auch die queere Geschichtsschreibung stark von Erfahrungen und Geschichten von weißen Männern geprägt. Ereignisse und Momente in der Geschichte, die schwule weiße Männer bewegt haben, werden als zeitliche Brüche für die gesamte queere Community dargestellt. Wie können wir diese typische Narration der queeren Geschichte brechen?

Das kürzlich erschienene Buch Queere (Un-)Sichtbarkeiten von Yener Bayramoğlu ist ein solcher Versuch einer alternativen Geschichtsschreibung. Eine der differenzierten Herangehensweisen des Buches ist, dass es die Geschichte der (Un-)Sichtbarkeiten anhand von Boulevardzeitungen behandelt. Also anhand von Medien, die fast nur traurige Momente, Unsichtbarkeiten sowie falschen Repräsentationen (re-)produzieren.

Das Buch betrachtet jedoch die Unsichtbarkeit sowie die falschen Repräsentationen, ähnlich wie die glücklichen Momente und den Stolz als prägend für die queeren Identifikationen. Durch den Vergleich unterschiedlicher Zeitlichkeiten in Deutschland und der Türkei versucht das Buch, die Darstellung einer einheitlichen queeren Geschichte sowie die Universalität weißer schwuler Erfahrungen infrage zu stellen.

Durch seine historisch-komparative Analyse verliert die oft behauptete Dichotomie von Okzident und Orient ihre Bedeutung: Während eine Pluralität von queeren Repräsentationen in den türkischen Boulevardmedien klar zu beobachten ist, bleibt der deutsche Kontext von falschen Repräsentationen, verzerrten Stimmen sowie großen Lücken auf Grund von Nicht-Repräsentation gekennzeichnet.

Yener Bayramoğlu ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Alice Salomon Hochschule. María do Mar Castro Varela ist Professorin für Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Foto: Yener Bayramoğlu