Filmscreening von an die freundinnen von Natalja Sharandak (DE/RUS 1992/93, Video, 56min, OV mit dt. UT) + Podiumsgespräch mit Natalja Sharandak (Autorin/Filmemacherin, Berlin) und Konstantin Sherstuk (Mitglied der russischsprachigen LGBT-Organisation Quarteera, Berlin), Moderation: Dr. Birgit Bosold (Kuratorin/Vorstandsmitglied des Schwulen Museums, Berlin)
Petra Gall, deren Fotografien derzeit im Rahmen der Ausstellung Fotografie – Petra Gall – Rüdiger Trautsch im Schwulen Museum zu sehen sind, dokumentierte nicht nur den Berliner Underground der 1980er Jahre, sondern unter Anderem auch den ersten CSD in St. Petersburg 1992. Dort traf sie auch auf die russische Filmemacherin und Autorin Natalja Sharandak. Diese drehte 1992/93 die Dokumentation an die freundinnen, die erste und immer noch einzige Dokumentation über Lebenswege lesbischer Frauen in der ehemaligen Sowjetunion. Der Film zeigt sechs sehr persönliche Interview-Portraits von Frauen, die zum großen Teil in der Brezhnev-Ära aufgewachsen sind und ihr Coming-out hatten. Anschließend an das Filmscreening findet ein Podiumsgespräch mit der Filmemacherin und dem russischen LGBT Aktisten Konstantin Sherstuk statt.
Zu den Beteiligten
Die Regisseurin Natalja Sharandak wurde in Kiew geboren, studierte Kunstwissenschaft und arbeitete an der Eremitage in Leningrad. Sie gehörte zu den Mitbegründer_innen des Tschaikowskij-Fonds, der ersten Lesben- und Schwulenorganisation in der ehemaligen UdSSR, die 1990 in Leningrad ins Leben gerufen wurde und 1993 die literarisch-künstlerische Homosexuellen-Zeitschrift „Gay Slavjanje“ initiierte. Natalja Sharandak lebt heute als freie Autorin in Berlin. an die freundinnen ist ihr zweiter Film. Zuvor drehte sie 1991 mit Olga Zhuk und Julie Dorf Die Verachteten, eine Dokumentation, in der vor allem der Kampf von Lesben und Schwulen gegen Vorurteile und Diskriminierung zur Zeit vor der Perestrojka gezeigt wird.
Konstantin Sherstuk wurde in Moskau geboren und lebt seit 2001 in Deutschland. Er studiert derzeit Geschichte und Slawistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er ist Mitglied bei der russischen LGBTOrganisation Rainbow Assocciation NGO in Moskau und war einer der Organisator_innen der Woche gegen Homophobie und des Marsches der Gleichheit in Moskau im Jahr 2011. Seit 2012 ist er Mitglied der Gruppe Quarteera, einer im Jahr 2011 gegründeten russischsprachigen LGBT Organisation in Deutschland. Ziel der Organisation ist es Homophobie in der russischsprachigen Community in Deutschland zu bekämpfen und russischsprachige Homo-, Bi- und Transsexuelle in Deutschland zu vernetzen.