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Eröffnung „Tuntenhaus Forellenhof 1990: Der kurze Sommer des schwulen Kommunismus“

30. Juni 2022 19:00

Wir feiern die Eröffnung unserer neusten Ausstellung „Tuntenhaus Forellenhof 1990“ gemeinsam mit dem Kurator, Künstler*innen, dem SMU-Team und mit euch! Am 30. Juni um 19 Uhr erwartet euch eine Zeitreise in den kurzen Sommer des schwulen Kommunismus. Die Ausstellung erinnert an das besetzte Tuntenhaus in der Mainzer Straße 4 und betont die zarte Seite im aktivistischen Widerstand.

Mitten unter den anschwellenden „Wir sind ein Volk“- und „Deutschland Deutschland“-Rufen, die die Straßen der Hauptstadt der DDR beschallen, besetzen am Abend des 1. Mai 1990 Kreuzberger Tunten die Mainzer Straße 4 in Ostberlin. Schnell wächst das Tuntenhaus Forellenhof um Ostberliner Tunten sowie Tunten aus aller Welt und entwickelt sich zur antipatriarchalen Großkommune voller Träume, Utopien und konkreter Projekte im Kiez. Ein gemeinsames Spielplatzprojekt mit den alteingesessenen Nachbar*innen, das Max-Hoelz-Antiquariat für DDR-Literatur und die Nachtbar Forelle Blau finden alle ihren Platz im und um das besetzte Haus herum. Ein jähes Ende nimmt der kurze Sommer des schwulen Kommunismus nach einer dreitägigen Straßenschlacht mit der Polizei und der darauffolgenden Räumung am 14. November 1990.

Die Ausstellung „Tuntenhaus Forellenhof 1990 porträtiert das Tuntenhaus als Ort des kollektiven Alltags im Spagat zwischen Einkauf, Kochen, Abwasch und der Verteidigung der Häuser gegen Nazis sowie rauschenden Festen und politischen Aktionen. Sie verschweigt aber auch nicht die internen Auseinandersetzungen zwischen Ost- und Westberliner Tunten, Autonomen, schwulenbewegten Studis und den Nachbar*innen des Frauen-/Lesbenhauses. Im Zentrum der Ausstellung reinszeniert die Bühnenbildnerin Bri Schlögel einen wichtigen Ort dieser Besetzung, das Esszimmer des Tuntenhauses – inklusive zeitgetreuer Details wie angebrochenem Drehtabak (BRD) und filterlosen KARO Zigaretten (DDR), Originalexemplaren der damaligen Besetzerzeitung und ein stumm für das nächste Plenum werbenden Gips-Lenin an der Wand. Die Ausstellung versammelt Stimmen, Anekdoten und Relikte, die seit 2020 aus Deutschland, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den USA zusammengetragen wurden. Beiträge von Juliet Bashore, Ronald M. Schernikau, Katrin Rothe, Guy Pariente, Ingo Hasselbach, Wolfgang Tilmanns, Hajo Beer, Helga Krenz u. a. laden zum Betrachten, Zuhören und Anfassen ein.

Programm:
19 Uhr: Eröffnung im SMU mit Reden von Birgit Boshold, Iris Dankemeyer und Bastian Krondorfer.
ab 21:30 Uhr: Eröffnungsfest im Club West Germany (Skalitzerstraße 133).
Es treten auf: die Bahamaas (Melitta Poppe, Cathérine und Fabienne du Neckar), Steffen Nitzel (the good sons), Zenzi Obscure (die kleine Schwester von Ingrid Caven), Pünktchen, der Chor der jungen Pioniere (angefragt), Vadda Cash (angefragt) u.a.

Diese Veranstaltung ist bei freiem Eintritt und findet in deutscher Lautsprache statt. Die Veranstaltung wird in Deutsche Gebärdensprache gedolmetscht.

Tuntenhof Forellenhof 1990“ wird kuratiert von Bastian Krondorfer, veranstaltet vom Forellenquintett e. V. in Zusammenarbeit mit dem SMU und mit freundlicher Unterstützung vom Hauptstadtkulturfonds.