Am 9. Februar 2017 richtet das Schwule Museum* gemeinsam mit der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft und dem Lesbenarchiv Spinnboden einen Benefiz-Abend aus. Die Veranstaltung findet im Vorfeld der Verlegung von vier Stolpersteinen für Alice Carlé, ihre Schwester Charlotte und ihre Eltern Nathan Moritz und Margarete Carlé im März 2017 statt. Nach einer kurzen Begrüßung durch Katja Koblitz im Namen des Schwulen Museum* wird Raimund Wolfert über die Wege der Forschung zur Familie Carlé sprechen. Im Anschluss liest die Schauspielerin Sigrid Grajek zwei Erzählungen der lesbischen Journalistin Eva Siewert (1907–1994), in denen Siewert sich dem Schicksal ihrer Freundin Alice Carlé gewidmet hat.
Näheres zu den Lebenswegen Alice Carlés und ihrer Angehörigen konnte erst im letzten Jahr ermittelt werden. Alice Carlé (1902–1943) war die jüngste Tochter des jüdischen Berliner Kaufmanns Nathan Moritz Carlé (1872–1942) und seiner Frau Margarete (geb. Salomon, 1871–1943). Sie hatte eine ältere Schwester, Charlotte Carlé (1901–1943), und einen älteren Bruder, der nach dem Ersten Weltkrieg eine Laufbahn als Schauspieler einschlug. Hans Carlé (1899–1950) verließ Deutschland um 1934 und verstarb 17 Jahre später in Tel Aviv.
Die Eltern Nathan Moritz und Margarete Carlé kamen Ende 1942 bzw. Anfang 1943 im Ghetto Theresienstadt ums Leben. Daraufhin versuchten die in Berlin verbliebenen Schwestern Charlotte und Alice Carlé unterzutauchen. Sie quartierten sich als vermeintliche Feriengäste in Kladow ein, wurden aber im Sommer 1943 von der Gestapo gefasst, verhört und ins KZ Auschwitz deportiert. Dort wurden sie noch im selben Jahr ermordet.
Eva Siewert hat nach dem Zweiten Weltkrieg ihrer Freundin Alice Carlé und der Beziehung zu ihr in wenigstens zwei Erzählungen ein berührendes und würdevolles Denkmal gesetzt.
Die vier Stolpersteine werden am 22. März 2017 um 10:05 Uhr morgens vor dem Haus Beuthstraße 10 (Nähe Spittelmarkt), dem letzten Wohnsitz der Familie Carlé, verlegt.
Die Einnahmen aus dem Eintritt zur Benefiz-Veranstaltung dienen der Finanzierung der Stolpersteine und ihrer Verlegung. Spenden darüber hinaus sind herzlich willkommen.